Die Paddel-Party

Grimms Märchen: Augsburger Kanute Alexander Grimm holt die erste Goldmedaille für Deutschland. Daheim in Augsburg können sie es noch gar nicht fassen.
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Das erste Gold f+r Schwarz-Rot-Gold: Kajakfahrer Alexander Grimm.
dpa 2 Das erste Gold f+r Schwarz-Rot-Gold: Kajakfahrer Alexander Grimm.
Gratulation der Olympiasieger-Familie: Mutter Paula und Schwester Michaela.
dpa 2 Gratulation der Olympiasieger-Familie: Mutter Paula und Schwester Michaela.

Grimms Märchen: Augsburger Kanute Alexander Grimm holt die erste Goldmedaille für Deutschland. Daheim in Augsburg können sie es noch gar nicht fassen.

PEKING Gestern, um viertel vor Zwölf, knallten in Augsburg die Korken. Rund 8000 Kilometer östlich, in Peking, hatte Alexander Grimm nach einem fantastischen Ritt durch den 280 Meter langen Pekinger Eiskanal jubelnd die Arme nach oben gerissen, das Paddel abgelegt und sich mit einer Deutschland-Fahne die Haare getrocknet. Grimm, 21 Jahre alter Kanute aus Augsburg, der erste deutsche Goldgewinner.

„Ich kann das noch gar nicht fassen“, sagte der Kajakfahrer mit schwäbischem Akzent, „ich werde jetzt bestimmt drei Nächte drüber schlafen müssen, bis ich realisiert habe, dass ich Olympiasieger bin.“ Und auch zu Hause, am Augsburger Eiskanal, konnten sie es nicht so recht glauben, was sie da gerade beim Public Viewing am Eiskanal des Vereins Kanu Schwaben gesehen hatten. „Ich hab mir erst mal ein paar Wiederholungen anschauen müssen, bis ich es geglaubt habe“, sagte seine Mutter Paula, als die AZ sie rund eine Stunde nach dem Triumph am Augsburger Eiskanal erreichte. „Er hat immer gesagt, dass er gerne eine Medaille holen würde, aber ich habe das nicht geglaubt. An mir zittert immer noch alles.“

Fast hätte Paula Grimm die Triumphfahrt ihres Sohnes sogar verpasst. „Ich war so aufgeregt, dass ich es mir am liebsten gar nicht angesehen hätte. Aber meine Tochter hat mich fast gezwungen, auf die Leinwand zu schauen.“

Und so sah dann auch Paula Grimm, wie ihr Sohn sich nach Platz vier im Vorlauf im Finale ganz nach vorne paddelte. 1,6 Sekunden Vorsprung hatte er am Ende auf den Franzosen Fabien Lefevre. Dritter wurde der Togolese Benjamin Boukpeti, der damit die allererste Olympia-Medaille für sein Land gewinnen konnte. Boukpeti hatte nach dem Vorlauf noch geführt, doch im Finale hatte auch er keine Chance mehr. Nicht gegen Grimm. „Der Kurs war ziemlich leicht gehängt“, meinte Grimm hinterher sogar recht lapidar, „nur das Wasser war ziemlich schwer. Ich habe einfach versucht, kein Risiko zu gehen.“ Ohne Risiko zu Gold? Grimm: „Ja, zuletzt bin ich ein paar Mal ausgefallen, weil ich zu viel wollte. Heute hat einfach alles gepasst, ich hatte die richtige Balance. So ein Gefühl hatte ich bei einem Wettkampf noch nie.“

Kein Wunder, schließlich „fährt er so normalerweise nicht“, meinte seine Schwester Michaela daheim in Augsburg. Michaela, zwei Jahre jünger als Alexander, ist selbst Kanutin, vor zwei Jahren wurde sie Weltmeisterin mit der Mannschaft, danach „habe ich meine Karriere ein wenig schleifen lassen.“ Bis gestern! Denn: „Seine Fahrt war einfach so außergewöhnlich, das spornt auch mich wieder richtig an, wenn ich das sehe.“

Dann könnten die Grimms in vier Jahren in London zusammen bei Olympia sein. „Wir haben schon versucht, ihn anzurufen, aber die Leitung war ständig belegt“, erzählt Paula, „mein Mann Wolfgang ist bei ihm. Ich hoffe, er nimmt ihn mal richtig in den Arm.“ Hat er gemacht.

Und jetzt macht Grimm erstmal Pause. „Ich glaube, dass mir das Paddeln in nächster Zeit viel Spaß macht“, sagte der Gold-Kanute aus Augsburg, „aber ich werde jetzt auf jeden Fall erst einmal Party machen, das erstmal feiern und danach relaxed Urlaub machen.“

Filippo Cataldo

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