Die neue Mauer ist ein böser Bube
VARAZDIN - Oliver Roggisch ist Deutschlands Abwehrchef, Motivator, Vorbild und Strafzeiten-König.
Er ist der Mann für die Drecksarbeit, der Mann, der die Strafminuten kassiert, der dahin wo es - ihm und dem Gegner - weh tut. "Deswegen überlebt er auch so manches Spielende nicht auf dem Platz. Er ist unser böser Bube, so, wie es Heiner Brand auf dem Feld früher selber war", sagt Deutschlands Handballer des Jahrhunderts Erhard Wunderlich über ihn - Oliver Roggisch.
Abwehrchef, Vorbild, Motivator: Oliver Roggisch setzt bei den deutschen Handballern zwar keine spielerischen Glanzpunkte, doch wegen seiner aggressiven Spielweise wird er von seinen Mitspielern geschätzt und von den Gegnern gefürchtet. Bei der Weltmeisterschaft in Kroatien kommt auf den 30-Jährigen noch eine weitere Rolle zu. „Natürlich versuche ich, als erfahrener Spieler den jungen Leuten Tipps zu geben. Diese Tipps werden gerne angenommen, auch wenn mein Einfluss als reiner Abwehrspieler begrenzt ist“, sagte der Weltmeister vor dem Auftaktspiel des Titelverteidigers am Samstag (17.30 Uhr/live bei RTL) gegen Russland.
eim Titelgewinn vor zwei Jahren im eigenen Land wurde Roggisch zwar nicht wie Torhüter Henning Fritz als WM-Held gefeiert oder wie Pascal Hens wegen seiner Tore umjubelt, doch der Anteil des Zwei-Meter-Mannes am Triumph war riesig. „Ohne ihn wäre das alles nicht möglich gewesen“, meinte Heiner Brand. Der Bundestrainer kennt die Stärken des Spielers von den Rhein-Neckar Löwen genau. Roggisch kämpft unermüdlich bis zur letzten Sekunde, geht dabei bis an die Schmerzgrenze und feuert seine Nebenleute an. Gerade in Kroatien wird es für die neuformierte Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) auf starke Torhüter- und Abwehrleistungen ankommen. „Da müssen wir den Grundstein legen“, so Brand.
Roggisch ist dabei eine Schlüsselfigur, er richtet trotz durchwachsener Vorbereitung schon einmal eine Kampfansage an die Konkurrenz: „Jeder weiß, dass es schwer ist, gegen Deutschland zu gewinnen. Die Mannschaften haben Respekt vor uns.“ Trotz seiner Erfolge im Nationalteam ist Roggisch bescheiden geblieben. Er weiß seine Fähigkeiten einzuschätzen und ist trotz seines Alters weiterhin ehrgeizig. „Es wäre schlimm, wenn ich nicht weiter versuchen würde, mein Niveau noch zu verbessern. Das geht auch mit 30 Jahren noch“, erklärte Roggisch.
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