Die Münchner Malaise: Blum läuft 1860 davon

Die Leichtathletik nach der WM im Aufwärtstrend? Nicht überall. Laut Stabhochspringer Tim Lobinger fehlen einfach die Konzepte.
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Einer der wenigen deutschen Topathleten, der noch in München trainiert: Sprinter Christian Blum.
firo/Augenklick Einer der wenigen deutschen Topathleten, der noch in München trainiert: Sprinter Christian Blum.

Die Leichtathletik nach der WM im Aufwärtstrend? Nicht überall. Laut Stabhochspringer Tim Lobinger fehlen einfach die Konzepte.

MÜNCHEN Die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin hat Deutschland beeindruckt. Live dabei waren auch einige Münchner Sportler – allerdings nur als Zuschauer, keiner der 90 deutschen Teilnehmer stammt aus der bayerischen Landeshauptstadt. München ist ein schwarzer Fleck auf der Leichtathletik-Landkarte.

Kein Wunder, meint Stabhochspringer Tim Lobinger, der wie viele andere Münchner im Vorfeld an der WM-Norm scheiterte. „In München wurde jahrelang versäumt, eine Struktur aufzubauen, um Talente zu sichten und zu halten“, sagte der 36-Jährige zur AZ. Der einstige Sechs-Meter-Springer lässt kein gutes Haar am Bayerischen Leichtathletik-Verband (BLV). „Jeder hat sein eigenes Süppchen gekocht. Präsident Rauh hat München nie gestärkt, sondern geschwächt. Er hat sich immer dafür eingesetzt, dass die besten Talente in Nürnberg und nicht in München landen“, stänkert Lobinger.

Als Lichtblick sieht der Querdenker seinen Verein, die LG Stadtwerke München: „Hier wird seit drei Jahren versucht, zu den guten Bedingungen eine professionelle Struktur für die Sportler zu schaffen.“ Im Dezember 2006 hatten sich acht Münchner Vereine zur Leichtathletik-Gemeinschaft zusammengeschlossen. Mit der für elf Millionen Euro sanierten Werner-von-Linde-Halle neben dem Olympiastadion sollte der Grundstein für nationale und internationale Erfolge gelegt werden. Doch die lassen weiterhin auf sich warten.

„Die Leichtathletik in Bayern verspürt einen Aufwärtstrend“, meint dagegen BLV-Geschäftsführer Toni Thalhammer. „Der Verband tut alles, was in seiner Macht steht.“ Das Problem sei die Finanzierung der Sportler, darüber sind sich Thalhammer und Lobinger einig: „Talente fallen nicht vom Himmel“, sagt der Stabhochspringer, „sondern sehen sich bundesweit nach den besten Partnern und Trainingsmöglichkeiten um, das ist doch klar.“

Das macht derzeit auch Christian Blum. Der 22-jährige Sprinter, der für den TSV 1860 München startet, gilt als großer Hoffnungsträger – seine Bestzeit über 100 Meter liegt bei 10,26 Sekunden. „Mein Vertrag bei 1860 läuft Ende September aus“, berichtet Blum, „ich höre mir gerade Angebote an, auch aus dem nicht-bayerischen Bereich.“ Ein Wechsel, wie ihn WM-Bronzemedaillengewinnerin Verena Sailer (vormals LAC Quelle Fürth, jetzt MTG Mannheim) gemacht hat, schließt er nicht aus. In München fehlen Blum „gute Konzepte wie in Leverkusen oder Wattenscheid, dort ist alles professioneller geregelt.“

Joscha Thieringer

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