Die große Liebe - verkauft!

Das Riemer Erfolgspferd „Night Magic” ist für die Zucht nach Japan abgegeben worden. „So ein Pferd hast du nur einmal im Leben.”
von  Joscha Thieringer

München - Liebeskummer mit 80 – vor ein paar Jahren hätte Hans-Gerd Wernicke wohl selbst nicht geglaubt, dass ihm so etwas noch einmal passieren würde. „Mir geht’s besch...”, sagt der Unternehmer, „sie hinterlässt eine große Lücke.”

„Sie”, das ist nicht Wernickes Gattin Sonja, sondern Night Magic. Zu der fünfjährigen Stute hat Münchens größter Pferdebesitzer eine intensive Beziehung aufgebaut. Rund 25 Pferde hat Wernicke in Riem bei Galopptrainer Wolfgang Figge, aber „Night Magic war immer mein Mittelpunkt im Stall”. Jetzt ist sie weg, der Japaner Katsumi Yoshida will mit ihrer Hilfe schnellen Galoppnachwuchs bekommen. Knapp 9000 Kilometer von München entfernt.

Am Montag verabschiedete sich Wernicke von Night Magic. Nach dem zweiten Platz im letzten Galopprennen ihrer Karriere in Baden-Baden streichelte er ihr ein letztes Mal über den Hals. „Ich weiß nicht, ob sie was gemerkt hat, aber für mich ist es, als ob ein Familienmitglied geht”, sagt Wernicke. Night Magic, das ist nicht nur eine Liebes-, sondern vor allem eine Erfolgsgeschichte. Eine unverhoffte.

Am 1.September 2007 ersteigerte Wernicke sie für 43000 Euro. „Sie kam in den Ring und hat sich so toll präsentiert, da habe ich sie spontan gekauft”, erklärt Wernicke seine Liebe auf den ersten Blick. Als Dreijährige gewinnt sie den Preis der Diana und beschert ihrem Besitzer ein Preisgeld von 230000 Euro. Bis zu ihrem Karriereende erlief Night Magic 774800 Euro. Die Wahl zum prestigeträchtigen Titel „Galopper des Jahres” gewinnt sie 2009 klar. „So ein Pferd hast du nur einmal im Leben”, sagt Trainer Figge.

Auch wenn die Trennung schwer fällt, es gab keine Alternative. „In meinem Alter macht es keinen Sinn mehr, in die Pferdezucht einzusteigen”, erklärt Wernicke. Gerne hätte er die Stute an einen deutschen Züchter verkauft, „aber es gab kein Angebot, nicht einmal aus Europa. Das betrübt mich sehr. Aber Herr Yoshida ist eine Topadresse, sie wird dort einen Platz bekommen, der ihrer würdig ist.”

Die Trennung von Night Magic wurde mit rund 900 000 Euro belohnt, 200 000 Euro hat der 80-Jährige bereits reinvestiert – in deren Bruder Night Wish. Ein stolzer Preis für ein einjähriges Pferd. „Ich gebe zu, das war ein emotionaler Kauf”, sagt Wernicke. Normalerweise kommt er einmal pro Woche bei Trainer Figge in Riem auf Besuch. Der nächste wird wohl einer der schwersten, in der Box von Night Magic steht nun ein anderes Pferd. „Dann werde ich wohl erst bemerken, wie sehr sie mir fehlt.”

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