Die Faszination am Riessersee
Die Olympia-Bobbahn am Riessersee erwacht bei den „Red Bull Heroes“ wieder zum Leben. Rolf Lehmann (60) hat sie nach 47 Jahren Pause wieder aufgebaut – und erklärt die Faszination.
AZ: Herr Lehmann, was ist die größere Herausforderung: Einen Bob zu bauen oder einen Bob zu fahren?
ROLF LEHMANN: Die Athletik ist wichtig und notwendig – aber auf die Schnelle einen Bob zu bauen, dafür braucht es schon technische Kompetenz!
Die Teams gehen nicht auf einer modernen Bobbahn an den Start – sondern auf der legendären Olympia-Bobbahn in Riessersee. Was erwartet die Starter bei den „Red Bull Heroes“?
1000 Meter blankes Eis und eine richtig flotte Bahn – ganz ähnlich wie bei der Bahn in St. Moritz.
Wie hoch ist das Risiko?
Eine gewisse Gefährlichkeit ist dabei, darüber muss man sich klar sein. Aber wir starten auch nicht bei 1600 Metern, so wie früher, sondern eben einige hundert Höhenmeter tiefer. Die berüchtigte Bayern-Kurve, die einige Todesopfer gefordert hat, wurde natürlich entschärft. Damals hat es die Bobs über den Rand hinaus gehauen, es sind schlimme Unfälle passiert.
Und wie schnell rast man dann herunter?
Zuletzt mit etwa 60 bis 70 Kilometern pro Stunde. Aber da war die Eisqualität nicht besonders gut. 80 Stundenkilometer könnten es schon werden. Aus Sicherheitsgründen dürfen die Bobs deshalb nicht schwerer als 120 Kilo sein – und es dürfen maximal vier Personen mitfahren. Mehr Gewicht bedeutet schließlich mehr Geschwindigkeit.
Im Reglement steht: Die Bobs müssen eine Bremse haben. Wie funktioniert das dann genau?
Zumeist ist das eine Eisenbremse mit Zacken dran, die der Bremser im Notfall ziehen kann. Wenn alles glatt geht, braucht man sie nicht, dann läuft der Bob im Ziel aus. Außerdem gilt schließlich: Wer bremst, verliert!
Was stellt die Fahrt auf der Olympia-Bahn für Anforderungen an die Teams?
Man muss Mut haben, klar. Und Vertrauen in den Fahrer. Eine gewisse Abgeklärtheit ist definitiv von Vorteil. Hektische Typen haben es schwer.
Dass am Riessersee überhaupt wieder Bob gefahren wird, ist maßgeblich Ihnen zu verdanken. Wie kam’s?
Ich komme aus der Gegend, bin in in Grainau in die Schule gegangen und früher selbst Bob gefahren, ganz ordentlich auf deutscher Ebene. Leider nicht mehr bei uns auf der Bahn, als sie 1966 geschlossen wurde, war ich gerade 13 Jahre alt. Die Faszination ist über die Jahre aber geblieben. Vor etwa sechs Jahren hatte ich zum ersten Mal die Idee, den Traum, die Bahn wiederzubeleben. Zufällig habe ich dann im Fernsehen einen Beitrag über die Bahn in Kandersteg in der Schweiz gesehen – und habe gleich Kontakt aufgenommen, mich informiert, wie die das dort aufziehen. Die Schweizer waren sehr hilfreich. Dann wusste ich: Ich kann das auch bei uns machen. Als wir die Pläne dann vorgetragen haben, wurden wir überall unterstützt. Am Dienstag, den 11. Februar 2013 war es dann soweit – und die Bahn wurde offiziell wieder befahren.
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