Die fabelhafte Scheinwelt der Amelie

Mit Silber bei Olympia 2006 in Turin startete Snowboarderin Amelie Kober durch. Nun träumt sie von Gold in Vancouver, will kein Star sein – und kritisiert die chaotischen Zustände im Verband.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Snowboarderin Amelie Kober ist gar nicht glücklich über ihren Verband.
AP Snowboarderin Amelie Kober ist gar nicht glücklich über ihren Verband.

Mit Silber bei Olympia 2006 in Turin startete Snowboarderin Amelie Kober durch. Nun träumt sie von Gold in Vancouver, will kein Star sein – und kritisiert die chaotischen Zustände im Verband.

AZ: Frau Kober, herzlichen Glückwunsch.

AMELIE KOBER: Danke. Aber wozu?

Beim Weltcup-Auftakt am Freitag in Landgraaf feiern Sie eine Premiere. Sie starten erstmals als Polizeimeisterin.

Stimmt. Ich hab’s endlich geschafft, meine Ausbildung ist vorbei. Das hat sich den Sommer ganz schön hingezogen, war ziemlich anstrengend.

Dabei haben Sie im Frühjahr gesagt, Sie freuen sich darauf, den Horizont zu erweitern.

Aber dass es so schlaucht, hätte ich nicht gedacht. Am Schluss war ich froh, dass es vorbei war. Der Druck war riesig.

Wie vor einem Olympia-Rennen?

Bissl schon. Man hat ja ein Ziel. In dieser Saison sind die Winterspiele in Vancouver natürlich das große Ziel. Wahnsinn, dass Turin schon vier Jahre her ist. Wie schnell das geht! Wenn ich zurückschaue, denke ich mir manchmal: „Mei, warst du damals a jung’s Deandl.“ Aber ich weiß: Das war, das hab ich, das kann mir keiner mehr nehmen. Sonst schau ich einfach, dass ich mich weiter entwickle. So wie ich in den letzten vier Jahren einfach viel gelernt habe.

Was denn?

Auf was es ankommt im Leben. Ich hatte Höhen und Tiefen, und gerade in den Tiefen zeigt sich, wer zu dir hält und wer nicht. Wer zur wirklichen Welt gehört und wer zur Scheinwelt. Manchmal wirkt der ganze Sport wie eine Scheinwelt. Wenn ich mir Profi-Fußballer anschaue, die behandelt werden wie im Kindergarten, wo Selbstständigkeit nicht gefragt ist, bin ich schon sehr froh, dass ich unterscheiden kann zwischen den wichtigen und unwichtigen Dingen. im Leben. Das war das, was ich vor allem gelernt habe in den letzten vier Jahren. Ich hoffe, ich kann mich weiter entwickeln. Als Sportler und als Mensch.

Wie sehen Sie denn die Entwicklung beim Snowboard-Verband? Sie sagten vor einem Jahr, das stecke immer noch in den Kinderschuhen.

Tut es auch immer noch. Es sind die gleichen Strukturen wie eh und je, auf absehbare Zeit wird sich da auch nichts ändern. Mir geht es dabei recht gut, ich kann meine Werbeflächen selbst vermarkten. Ansonsten ist das da recht chaotisch. Wir waren vergangenen Winter in fast jedem Rennen auf dem Podium, haben bei der WM eine Medaille geholt, da finde ich es Wahnsinn, dass man es nicht schafft, was draus zu machen und das ordentlich zu vermarkten.

Ob sich daran was ändert, wenn Sie nach Silber in Turin Gold in Vancouver holen?

Weiß ich nicht. Eine Medaille wäre schön, aber da brauche ich auch ein bissl Massl.

Sonst klappt’s halt zum Karriereende 2018 in München.

Olympia im eigenen Land würde mich total begeistern. Das wäre der Wahnsinn! Mal schauen, wie sich alles entwickelt, was mein Körper bis dahin meint, ob mir das alles überhaupt noch Spaß macht. Ich hab’ viel Zeit. Ich bin ja immer noch so verdammt jung.

Interview: Florian Kinast

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.