Die Angst der Reiter vor dem Doping-Dilemma
MÜNCHEN - Problematik erreicht den Pferdesport. Mehr Kontrollen bei den „Munich Indoors“. Top-Star bei den Dressur-Prüfungen ist Isabell Werth.
Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. „Von wegen!“, stöhnen die Reitsportler. Denn seit Jahren herrscht Unklarheit: Wie lange müssen Turnierpferde nach medizinischen Behandlungen pausieren?
„Es müssen Regularien her. Reiter und Tierärzte sind oft völlig ratlos, was sie tun dürfen und was nicht“, sagt Volker Wulff. Der Veranstalter der Munich Indoors, bei denen als prominenteste Starterin bei den Dressurprüfungen, die am Samstag beginnen, ist die fünffache Olympiasiegerin Isabell Werth antritt, des Riders-Tour-Finals (4. bis 7. Dezember), arbeitet vehement gegen das Schmuddel-Image, in das der Reitsport durch Doping-Schlagzeilen abzurutschen droht. „Den Vergleich mit dem Radsport können wir nicht stehen lassen. Es gibt bei uns kaum Dopingfälle, das meiste waren Medikationsfehler“, sagt Wulff und erklärt: „Doping heißt trickreich betrügen; Medikation bedeutet, dass Reststoffe aus einer notwendigen Behandlung gefunden wurden.“
In der Deutung der positiven Tests liegt das Dilemma: War die Behandlung wirklich notwendig oder sollte dem Pferd ein bisschen auf die Sprünge geholfen werden? Der Griff zur Medikations-Ausrede fällt leicht: "Das Pferd hatte Rückenschmerzen“, heißt es dann beispielsweise.
„Wir sind im Moment alle sehr vorsichtig“, sagt Janne-Friederike Meyer (27), die auf Lambrasco ab Donnerstag in der Olympiahalle um den Titel „Rider of the Year“ springt. „Ich spreche die Behandlung meiner Pferde ganz genau mit den Tierärzten ab“, sagt die attraktive Holsteinerin.
Der Ruf des Sports hat zwar gelitten, doch Veranstalter Wulff konnte eine drohende Sponsoren-Flucht abwenden. „Wir sind von Anfang an offen mit dem Thema umgegangen, das haben unsere Partner aus der Wirtschaft honoriert.“ Bei den Munich Indoors werden die Kontrollen verschärft: „Wir haben die Anzahl der Tests auf 20 erhöht.“ Jedes zehnte Pferd muss mit einem Besuch des Doping-Kontrolleurs rechnen. Wulff: „Das Netz muss engmaschiger werden.“ Joscha Thieringer
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