DHB-Team erkämpft mit Rückkehrer Kraus 26:24-Sieg
Varazdin (dpa) - Die deutschen Handballer sind weiter auf der Suche nach ihrer Bestform, können aber nach einem erneuten Kraftakt auf den Einzug in die Hauptrunde der WM in Kroatien hoffen.
Mit Rückkehrer Michael Kraus feierte der Titelverteidiger in Varazdin einen 26:24 (12:12)-Arbeitssieg gegen Tunesien. Einen Tag nach dem 26:26 gegen Russland hat die neu formierte Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) in der Vorrundengruppe C einen großen Schritt Richtung Hauptrunde gemacht.
Vor rund 3000 Zuschauern wechselten sich Licht und Schatten im deutschen Spiel ab. Wie am Vortag war der Hamburger Pascal Hens (6) bester Werfer für das Team von Bundestrainer Heiner Brand, das am 19. Januar auf Algerien trifft. «Wir wussten, dass es schwer wird. Wir haben anfangs zu viele Fehler gemacht und waren zu unbeweglich. Und es gab einige unglückliche Entscheidungen», meinte der Gummersbacher, der wegen Reklamierens die Gelbe Karte von Unparteiischen gesehen hatte. «Aber ich habe der Mannschaft gesagt, sie solle die Ruhe bewahren.»
Der Titelverteidiger erwischte einen Fehlstart und lag mit 1:6 (8.) zurück. Die deutsche Mannschaft brauchte lange, um sich auf die offensive und leichtfüßige Abwehr der Tunesier einzustellen. Hinzu kam, dass Johannes Bitter im Tor einen schwachen Tag erwischt hatte und keinen Ball hielt. Für ihn kam Carsten Lichtlein, der sofort ins Spiel fand und einen Siebenmeter hielt. «Dass es so gut gelaufen ist, war sehr erfreulich», meinte Lichtlein. Dank ihm und einer guten Moral kam die DHB-Auswahl bis auf 5:7 (12.) heran, vergab dann aber zwei Siebenmeter und musste erneut einem Vier-Tore-Rückstand hinterher laufen.
Die Wende kam mit Michael Kraus. In der 14. Minute feierte der Spielmacher nach auskurierter Wadenverletzung sein Comeback und löste seinen Lemgoer Clubkollegen Martin Strobel ab. Mit zwei Treffern hintereinander leitete er die Aufholjagd ein, die Hens mit der ersten Führung beim 13:12 (31.) nach der Pause abschloss. Wunderdinge solle man von Kraus nicht erwarten, hatte der Bundestrainer zuvor gewarnt: «Ich wusste aber, dass ich ihm im Notfall bringen konnte.»
In der zweiten Halbzeit lieferten sich beide Teams einen Kampf auf Biegen und Brechen, ohne sich einen Vorteil verschaffen zu können. Auch ein 22:20 (51.) brachte keine Sicherheit, so dass der Weltmeister bis zum Ende zittern musste. «Es hat Spaß gemacht, die Mannschaft kämpfen zu sehen. Durch den Sieg haben wir sicherlich Selbstvertrauen getankt», sagte Kraus, der seine Wadenverletzung abhakte: «Ich habe jetzt ein gutes Gefühl.»
Mit gemischten Gefühlen hatten die deutschen Spieler am Vortag nach dem Remis gegen Russland die Halle verlassen. Wie nach dem 24:24 bei den Olympischen Spielen in Peking könnte das Unentschieden am Ende zu wenig sein. «Wir haben einen guten Auftakt gefunden, auch wenn es weh tut, dass wir nicht beide Punkte mitgenommen haben», meinte Torwart Bitter. Der Bundestrainer war über die Punkteteilung nicht erbaut. «Ich kann mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein, wenn man das ganze Spiel dominiert hat und in Führung liegt. Aber ich muss auch ehrlich zugeben, wenn mir vorher einer das Unentschieden angeboten hätte, hätte ich es angesichts unserer Situation angenommen», sagte Brand.
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