Deutsches Derby in München?

Seit 1869 wird auf der traditionsreichen Bahn in Hamburg-Horn um das Blaue Band gekämpft. Nun bewirbt sich der MRV um das Mega-Event.
Joscha Thieringer |
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Die Rennbahn in Riem will Austragungsort des deutschen Derby werden.
sampics/AK Die Rennbahn in Riem will Austragungsort des deutschen Derby werden.

Seit 1869 wird auf der traditionsreichen Bahn in Hamburg-Horn um das Blaue Band gekämpft. Nun bewirbt sich der MRV um das Mega-Event

München - Wenn Horst Lappe Recht behielte, stehen die Fußballer des TSV 1860 in naher Zukunft vor geradezu unglaublichen internationalen Erfolgen. Zu Jahresbeginn hatte der Generalsekretär des Münchener Rennvereins (MRV) noch behauptet: „Wir wollen unsere Rennbahn wieder in den europäischen Fokus rücken, aber das Deutsche Derby ist definitiv kein Thema – vorher gewinnen die Löwen die Champions League."

Doch nun kündigt sich im deutschen Galoppsport ein gewaltiger Donnerschlag an: Das wichtigste Rennen im Lande, das seit 1869 in Hamburg-Horn ausgetragene Derby, könnte schon im kommenden Jahr nach München umziehen. „Wir sind vom Direktorium (nationaler Galopp-Dachverband, d.Red.) intensiv gebeten worden, uns um die Ausrichtung zu bewerben”, sagte Lappe gestern zur AZ. „Es ist doch klar, dass wir das auf jeden Fall prüfen.”

Bereits 1946 liefen in Riem die Pferde um das begehrte „Blaue Band” - allerdings nur ein Mal. Der Krieg hatte die Hamburger Rennbahn weitgehend zerstört. 1948 kehrte das Derby zurück an die Elbe. Doch der Unmut gegen die Hanseaten wächst seit Jahren: Sinkende Besucherzahlen und Umsätze, kaum Medienpräsenz, schlechte Bodenverhältnisse, uralte Gebäude – die Liste der Kritiker ist lang. Seit dem Ausstieg des langjährigen Hauptsponsors BMW vor drei Jahren, schreibt der Hamburger Renn-Club (HRC) tiefrote Zahlen. „Richtig ist, dass wir nicht hundertprozentig zufrieden sind mit der Darstellung des größten deutschen Galopprennens”, sagt Rüdiger Schmanns vom Dachverband, „wir wollen jetzt mal sehen, ob es andere Rennbahnen besser machen können.”

Bis zum 10. August haben neben Riem auch Berlin, Baden-Baden und Köln die Möglichkeit, Unterlagen einzureichen. Letztere beiden sollen jedoch nicht interessiert sein, das teure Derby-Meeting mit mindestens vier Renntagen und Preisgeldern von über einer Million Euro auszurichten.
Für München gilt das offenbar nicht, auch wenn hier die Zahlen in den Bilanzbüchern mindestens ebenso rot sind wie auf den meisten anderen Rennbahnen. Doch das Credo der neuen Führungsriege um Präsident Dietrich von Boetticher lautet „Klotzen statt kleckern”: „Nur mit hochklassigen Rennen schaffen wir es, Leute auf die Bahn zu locken”, betont Boetticher gerne. Und das kostet eben. Bereits in diesem Jahr hat sich der MRV zwei neue teure Gruppe-Rennen (u.a. der Große Preis von Bayern am 12. August) geangelt, nur mit Mühe – und dank Boettichers persönlichen Beziehungen – können sie finanziert werden.

Wie die teure Derby-Ausrichtung gestemmt werden könnte, dazu gibt es derzeit vage Vorstellungen. „Auch der Einstieg von arabischen Sponsoren wäre eine Idee”, sagt Lappe. Am Freitag will sich der MRV auf einer Pressekonferenz zu dieser Thematik genauer erklären.

Doch die Hanseaten wollen das Großereignis nicht kampflos aufgeben. „Das Derby gehört nach Hamburg”, sagte Klubpräsident Eugen-Andreas Wahler zur AZ. Und: „Die dürfen uns das Derby gar nicht wegnehmen, weil es mit seiner 143-jährigen Tradition Bestandsschutz hat.” Den gibt es allerdings auf dem Papier nicht.

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