Der lustige Bayer auf dem Monoski

Alpin-Star Martin Braxenthaler (38) gewinnt bei den Paralympics seine zweite Goldmedaille, danach sorgt er für Heiterkeit: „Die Psychologin braucht mich mehr als ich sie“
WHISTLER Niemand konnte Martin Braxenthaler mehr aufhalten. Nicht die Konkurrenz auf dem Riesenslalom-Hang von Whistler und auch nicht Marketa Marzoli. Das ist die Pressesprecherin bei den Alpin-Wettbewerben der Paralympics, doch ihre Versuche, auf der Pressekonferenz dem endlos anmutenden Redeschwall des Traunsteiners Einhalt zu gebieten, blieben erfolglos.
Erst fuhr Braxenthaler seine Gegner in Grund und Boden. Dann redete er die Reporter in selbigen.
Fast drei Sekunden lag der 38-Jährige am Ende vor dem Schweizer Christoph Kunz. Die neunte Goldmedaille in seiner paralympischen Karriere, die zweite bei den Spielen in Kanada. „Und die erste im Wasserski“, wie Braxenthaler scherzte. Denn wegen Dauerregens und böigen Sturms stand das Rennen auf der Kippe, vor seinem Start musste Braxenthaler 20 Minuten auf die Fortsetzung warten. „Ich hab bloß denkt, bitte brecht’s des Ding ned ab“, sagte er später, als er noch sein Mitleid mit Bruder und Schwager äußerte, die fünf Stunden auf der Tribüne ausgeharrt hatten: „Respekt“, sagte Braxenthaler, „ich hätt’s verstanden, wenn runter zum Wirt gegangen wären und da das Rennen bei einer halben Bier im Fernseher ang’schaut hätten.“
Viele Journalisten mühten sich vergeblich, dem Dialekt des weltbesten Monoskifahrers zu folgen, der seit einem Unfall vor 16 Jahren im Rollstuhl sitzt. „Braucht’s Ihr Untertitel“, fragte Braxenthaler noch zur Erheiterung des Publikums, dann erzählte er über die Zusammenarbeit mit einer Mentaltrainerin und scherzte: „Ich arbeite mit einer Psychologin zusammen. Aber ich muss ihr öfter zur Seite stehen als sie mir.“
Und dann sprach er noch über das Geheimnis seiner Erfolge. Denn der ehemalige Auto-Mechaniker ist ein Tüftler mit großem Sachverstand. „Wir nutzen das Know-how aus den höchsten Klassen des Motorsports. High Tech“, sagt Braxenthaler. „Ich benutze Dämpfelemente, die in der DTM oder bei der Dakar-Rallye eingesetzt werden, und Karbonteile wie bei den 24 Stunden von Le Mans.“
Rund 20.000 Euro kostet das Monoski-Modell, mit dem Braxenthaler seine Rennen bestreitet. „Mit Material aus dem Breitensport kann ich nix reißen.“
Und reißen will er noch viel. Drei Starts hat er noch, in Abfahrt, Super-G und Kombination, überall gilt er als Favorit. Und er wird wohl noch viel erzählen auf den Pressekonferenzen. Zum Leidwesen von Frau Marzoli.