Der Hachinger Gift-Gipfel
Vor dem dritten Finale gegen Friedrichshafen am Sonntag (15 Uhr) klagen die Volleyballer über Gegner, Trainer und die Schiedsrichter.
UNTERHACHING Selbst auf dem Weg in die Kabine hatten sie sich noch nicht beruhigt. Da wurde Hachings Kapitän Marco Liefke noch einmal beschimpft von Donato Iasi, dem Scout des VfB Friedrichshafen. Und so kehrte Liefke noch einmal zurück und lieferte sich noch einmal ein hitziges Wortgefecht.
Einer von vielen höchst emotionalen Momenten am Mittwoch in Friedrichshafen.
Auch zwei Tage danach ging es noch immer um die vielen Aggressionen im zweiten Meisterschaftsfinale, das die Hachinger Volleyballer wie das erste 0:3 verloren. Ein gehässiges Spiel, das manchmal schien, als stünde es kurz vor dem Abbruch. Selbst der routinierte Schiedsrichter Dieter Bröstl meinte danach: „So etwas habe ich in meinen 25 Jahren in der Bundesliga noch nie erlebt.“
Der Platzverweis gegen VfB-Star Idi, der unter dem Netz auf die Hachinger Seite gestürmt war und Eugen Bakumovski von hinten attackierte, die drei Gelben Karten gegen Bakumovski, Günthör und Co-Trainer Glober. Dazu die Pfiffe und Beschimpfungen des Publikums gegen Hachings Kapitän Liefke, den sich die 3600 Zuschauer schnell als Buhmann ausgesucht hatten.
Auch Hachings Coach Mihai Paduretu war noch gezeichnet. „Das war das emotionalste Spiel meiner Karriere", sagte Paduretu, der vor allem Schiri Bröstl beschuldigte, mit strittigen Entscheidungen die Eskalation verursacht zu haben. „Der war doch nervöser als die Spieler."
Doch auch der Hallensprecher des VfB habe die Stimmung aufgeheizt. „Der brachte viel Gift rein, der forderte die Fans auf, gegen uns zu pfeifen“, klagte Paduretu. Und auch Liefke haderte noch immer. „Ich hatte das Gefühl, dass der Schiri zeigen wollte, wer der Chef ist", meinte der 34-Jährige. „Die Schiris wollen immer nur Ballett und totales Schweigen auf dem Feld."
Gestört fühlte sich Liefke aber auch durch die ungeahnten Provokationen von VfB-Trainer Stelian Moculesu. „Der Mann hat größte Verdienste um das Volleyball in Deutschland. Aber er hat bei den Schiedsrichtern einen Bonus und das geht nicht. Der soll genauso behandelt werden wie jeder andere Trainer. Das nervt allmählich“, meinte Liefke, während sie beim Gegner die Hachinger als Mimosen hinstellten. „Die heulen doch bei jedem Punkt gegen sie“, lästerte VfB-Nationalspieler Georg Grozer.
Es dürfte also auch beim dritten Finalspiel am Sonntag in Haching (15 Uhr, Utzweg) recht emotional zugehen, auch wenn der Verband Rot-Sünder Idi für das Spiel sperrte.
Nach den zwei Niederlagen muss Haching in der Best-of-Five-Serie unbedingt die nächsten drei Spiele gewinnen, um doch noch Meister zu werden. Friedrichshafen dagegen kann mit einem Sieg schon am Sonntag den Titel verteidigen. Was für Haching schmerzhaft wäre. „In unserer Halle sollen die nicht den Titel holen“, sagte Liefke vor dem Sonntagsspiel. Das wird sicher kein schweigsamer Ballett-Nachmittag.
Reinhard Franke
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