„Der Felix ist schüchtern“

Hier spricht der beste Freund des Gold-Rodlers vom Königssee: Tobias Wendl erzählt, wie der Olympiasieger Loch privat ist, wie er feiert und warum er noch Single ist.
AZ: Herr Wendl, man sagt, Leistungssportler seien zu verbissen, um echte Freundschaften mit Kollegen aufzubauen. Sie sind auch ein Spitzen-Rodler und trotzdem der beste Freund von Olympiasieger Felix Loch. Wie kommt's?
TOBIAS WENDL: Na ja, ich fahre ja im Zweisitzer, wir sind also nicht direkte Konkurrenten. Aber im Jugendbereich sind wir oft gegeneinander gefahren und da habe ich Felix auch schon mal seine Grenzen aufgezeigt und ihn in die Schranken verwiesen. Und da habe ich ihn schon mal spüren lassen, dass ich vor ihm liegen wollte. Aber dann wurden wir, also Felix, mein Doppelsitzerpartner Tobi Arlt und ich, die besten Freunde. Scherzhaft nenne ich uns gerne das bayerische Trio. Wir unternehmen fast alles zusammen.
Also erst das gemeinsame Training im Eiskanal und im Anschluss ein Bierchen in der Kneipe?
Beim Training helfen wir uns gegenseitig und geben uns Tipps. In der Freizeit treiben wir aber auch viel Sport miteinander. Wir gehen Klettern, Surfen oder machen Skitouren. Natürlich gehen wir auch ab und zu ein Weißbier trinken. Dann ist auch der Hackl-schorsch manchmal dabei.
Sie haben die Qualifikation für Vancouver knapp verpasst, Felix ist nun Olympiasieger. Sind Sie manchmal etwas neidisch?
Ich verfolge Olympia schon auch mit einem weinenden Auge. Klar wären wir auch gerne dabei gewesen. Aber dem Felix gönne ich den Erfolg von Herzen. Das geht gar nicht anders. Er ist so ein lockerer Typ und immer hilfsbereit. Er war zum Beispiel der Einzige, der mir beim Umzug geholfen hat. Auch sonst ist er für manchen Spaß zu haben.
Die Freizeit kommt bei Felix Loch also nicht zu kurz.
Wenn es um das Rodeln geht, kenne ich kaum jemanden, der so abgeklärt, diszipliniert und professionell ist wie er. Am Wochenende aber kann er auch das Rodeln Rodeln sein lassen. Wir gehen oft feiern.
elix ist Single. Woran liegt’s?
Er ist eher schüchtern, was Mädels anbelangt. Da muss er sich an mir orientieren (lacht).
Viele Sportler haben bestimmte Rituale. Felix auch?
Er zieht vor dem Start immer zuerst den rechten Handschuh an und erst dann den linken. Außerdem trägt er immer dieselbe Unterwäsche. Aber natürlich wäscht er sie vorher.
Sie waren gemeinsam mit ihm auf dem Sportinternat. Wie war er als Schüler?
Ich war immer zwei Klassen über ihm. Der Felix hat die Schule eher locker genommen. Dementsprechend waren auch die Noten. Felix war schon immer eher praktisch veranlagt und stand schon vor der Einschulung lieber in der Werkstatt, um an seinem Schlitten zu werkeln. Er hat sich schon sehr früh nur aufs Rodeln konzentriert. Die Rechnung scheint aufgegangen zu sein.
Interview: Philipp Pander, Vincent Alberola