Der Center-Fluch des FC Bayern
Ford ist schon weg, Hall zu oft verletzt, Troutman nicht groß genug – und nun muss Boumtje-Boumtje wegen einer Herzerkrankung aufhören. Bayerns Coach Bauermann: „Das habe ich noch nie erlebt.”
München - Natürlich wurde Ruben Boumtje-Boumtje eingehend medizinisch untersucht, als er Mitte September einen zweimonatigen Testvertrag bei den Basketballern des FC Bayern unterschrieb. Offenbar wurde bei ihm ein vergrößertes Herz festgestellt – was bei Profisportlern aber vorkommen kann und nicht zwangsläufig Schlimmeres bedeutet.
Um ganz sicher zu gehen und eine Gefährdung Boumtje-Boumtjes ausschließen zu können, veranlassten die Bayern allerdings weitere Untersuchungen – mit dem Ergebnis, dass der Center wegen Unregelmäßigkeiten am Herzen seine Karriere mit sofortiger Wirkung beenden muss. „Wer weiß, vielleicht haben wir ihn damit vor größerem Übel bewahrt”, sagt Bauermann. Der Kameruner selbst hat sich schon vom Profi-Dasein verabschiedet: „Ich danke allen Mannschaften und Trainern, dass ich die Möglichkeit erhielt, für sie zu spielen. Es ist ein Geschenk mit so vielen großartigen Persönlichkeiten zusammengearbeitet zu haben.”
So menschlich die Entscheidung zum Karriereende nur ist, so hart trifft sie den Verein. „Das ist ein großer Verlust für uns”, sagt Bauermann. Die Bayern haben den Center-Fluch: „Ich habe das in dieser Häufung auf einer Position noch nie erlebt.” Erst entließ man den als Leistungsträger eingeplanten Sharrod Ford aufgrund privater Probleme aus seinem Vertrag. Dann stellte sich heraus, dass Darius Halls Körper nach zwanzig Jahren Profisport einfach nicht mehr mitmacht. „Er ist ständig verletzt”, sagt Bauermann.
Nach dem Ausfall des ehemaligen NBA-Spielers Boumtje-Boumtje bleibt den Bayern nur noch Talent Bogdan Radosavljevic auf der Center-Position. Chevon Troutman, den die Bayern als Ersatz für Ford verpflichtet haben spielt zwar bisher ziemlich effektiv, ist aber mit 2,02 Metern Körpergröße eher eine Mischung aus Power Forward und Center: Bei Fehlwürfen aus der Distanz fehlt er dann wiederum beim Rebound unter dem Korb.
Vor allem massigen gegnerischen Spielern im Bereich von 2,10 Meter Körpergröße und jenseits der 120 Kilogramm Körpergewicht haben die Bayern derzeit nichts entgegenzusetzen. „Jan Jagla ist zwar 2,13 Meter groß, aber von der Spielanlage her auch kein Center”, sagt Bauermann. Der filigrane Aleksandar Nadjfeji kann zwar unter dem Korb helfen, aber nicht dominieren. „Uns fehlt Länge und Präsenz unter dem Korb”, sagt Bauermann.
Die Bayern müssen nun zwingend einen neuen echten Center verpflichten. Leicht wird das allerdings nicht. „Wir werden sicher keinen Schnellschuss wagen”, sagt Bauermann. Der Fall Troutman hat gezeigt, dass charakterlich überzeugende europäische Spitzenspieler derzeit nur mit viel Glück zu bekommen sind.
Am Samstag (19.00 Uhr, Audi Dome) spielen die Bayern gegen Ludwigsburg, am 15. November ist, ebenfalls zu Hause, Eurocup-Premiere gegen Treviso. Gut möglich, dass Bauermann auch in zwei Wochen noch improvisieren muss – oder der agile Troutman bis dahin ordentlich mit Leberkäse und Schweinshaxen gefüttert wird, um noch Masse zuzulegen.