Der Bizeps der Bayern
München - Wenn Chevon Troutman seinen Bizeps anspannt, dann tritt deutlich sichtbar eine mächtige Ader hervor. Vaskulosität nennen das die Bodybuilder, wenn die Blutgefäße mangels Körperfett unter der Haut sichtbar sind. Für den breitschultrigen Center des FC Bayern mit den tätowierten Armen ist der Kraftraum kein notwendiges Übel, sondern eine Leidenschaft. „Ich habe früher richtig Bankdrücken trainiert”, sagt Troutman, „mein Rekordgewicht sind 160 Kilo. – mehr, als das Gewicht von Koloss Darius Hall und seiner kleinen Tochter zusammengerechnet.
Der 29-Jährige hat aus seinem Körper aber nicht etwa aus Eitelkeit ein kleines Kunstwerk gemacht. Es waren vor allem praktische Gründe, die ihn zu den Hanteln greifen ließen. Der Amerikaner ist 2,02 Meter groß, spielt aber meistens auf der Centerposition gegen größere und massigere Gegner. „Wenn man stark ist, hat man es auf dem Feld leichter. Deshalb gebe ich beim Krafttraining immer Vollgas”, sagt Troutman. „Ich muss bei meinen Gegenspielern mit Power dagegenhalten können.”
In seinen beiden bisherigen Spielen für die Bayern klappt das hervorragend: Im Schnitt macht Troutman 18 Punkte und holt 6,5 Rebounds, beides Bestwerte in der Mannschaft. Auch gegen Ludwigsburg (Samstag, 19 Uhr, Audi Dome) setzt Trainer Dirk Bauermann wieder auf seine Präsenz unter dem Korb.
Die Münchner Fans freut nicht nur, dass Troutman, Spitzname „Chevy”, richtig gut Basketball spielen kann, sondern dass er neben manchem eher brav wirkenden Mitspieler als Typ heraussticht. „Only the strong survive” hat er sich auf den linken Oberarm stechen lassen. „Ich habe es mir mit 18 Jahren machen lassen, als ich von Zuhause ausgezogen bin”, sagt Troutman „aber mittlerweile gefällt es mir nicht mehr. Es ist einfach schon zu alt.” Stolz ist er dagegen auf sein neuestes Motiv: Den dornenumrankten Schriftzug Sagittarius (Schütze) auf seinem rechten Unterarm. „Das habe ich vor drei Monaten in den USA kurz vor dieser Saison machen lassen”, sagt Troutman, der aus Williamsport, Pennsylvania stammt, „es soll zeigen, dass das Blut dieses Sternzeichens durch meine Adern fließt.”
Und lässt auch unmittelbare Rückschlüsse auf seinen Charakter zu: „Ich halte zwar nicht besonders viel von Astrologie, aber es kommt vor, dass Leute schon meine Eigenschaften kennen, wenn sie erfahren, dass ich Schütze bin.” Eine natürliche Freundlichkeit gehört dazu, ein aufgeweckter Geist, aber auch Feuer, für das was er tut.
Neben dem Basketball ist ihm in München bisher aber nicht viel Zeit für andere Dinge geblieben. Das Trainingsprogramm ist zeitfüllend und intensiv. Troutman, der zuvor in Italien beim weniger straff organisierten Erstliga-Klub Avellino gespielt hat, muss sich noch an den neuen Stil gewöhnen. „Basketball beim FC Bayern läuft anders als bei meinen bisherigen Vereinen. Hier kommt es hauptsächlich auf das Zusammenspiel an, jeder muss mithelfen. Wir sind wie eine Maschine”, sagt Troutman, der sich in Avellino auch ein ordentliches Italienisch zugelegt hat.
Im Moment überlegt er, ob er auch Deutsch lernen möchte. Die Sprache bereitet ihm allerdings noch Schwierigkeiten: „Deutsch klingt so hart. Als ob man dabei immer ein ernstes Gesicht machen müsste."
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