Der Anti-Adonis fordert Klitschko heraus
Arreola wiegt 120 Kilo. Regina Halmich sagt: „Ich verstehe nicht, dass man sich so gehen lässt.“
LOS ANGELES Vitali Klitschko übt sich wieder als Geschichtsschreiber. Der Box-Weltmeister verteidigt in der Nacht auf Sonntag (RTL, 4.30 Uhr live) seinen Titel im Staples Center in Los Angeles gegen den Amerikaner Christobal Arreola. Damit ist Vitali der einzige Boxer der Welt, der an diesem legendären Ort, an dem auch die Trauerfeier für Michael Jackson stattfand, drei Mal als Hauptkämpfer aufgetreten ist.
2003 lieferte er dort seinen Blutkampf gegen Lennox Lewis ab, 2004 holte er sich dort von Corrie Sanders, der ein Jahr zuvor Klitschkos Bruder Wladimir ausgeknockt hatte, den WM-Titel. „Ich hatte hier tolle Kämpfe. Die Fans haben mich extrem unterstützt“, sagt Vitali (38). Doch am Sonntag trifft er auf einen Homeboy, auf Arreola, der in Los Angeles aufgewachsen ist, der mexikanische Wurzeln hat und daher bei der riesigen Latino-Gemeinde in der Stadt äußerst beliebt ist. „Das ist meine Spielwiese“, sagt der 28-Jährige, der in 27 Fights ungeschlagen ist. „Ich werde die Massen elektrisieren.“
Aber nur, wenn er seine eigenen Massen unter Kontrolle hat. Denn Arreola sieht aus, als kenne er jeden Fast-Food-Laden in Los Angeles persönlich. „Ja, ich esse gerne“, gesteht der 120-Kilo-Mann.
Doch nach seinem Sieg über Jameel McCline hat Pummelchen Arreola einen Fitnesscoach engagiert. „Ich sah den Kampf auf Video, und ich sah furchtbar aus. Mein Fleisch wackelte, als hätte ich Brüste“, sagte Arreola, der von Höchstnoten in der Adonis-Wertung freilich noch immer weit entfernt ist.
„Um es nett zu formulieren, wirklich erregend ist der Körper von Arreola nicht“, sagt die ehemalige Box-Queen Regina Halmich der AZ, „ich verstehe nicht, dass man sich so gehen lässt. Man sollte sich aber von der Physis nicht täuschen lassen. Er kann hauen.“
Das tut er seit dem dritten Lebensjahr. Damals hielt ihn Vater Augustin, selber Boxer, im Arm, und Klein-Christobal prügelte auf den Sandsack ein. Der Papa war es auch, der den Sohn wohl vor dem Absturz in die Kriminalität bewahrte.
„Mein Cousin hatte mich überredet, in eine Gang einzutreten. Ich lief nach Hause und sagte: Papa, ich bin jetzt in einer Gang! Er versohlte mich kräftig und fragte am Ende nur: ,Wenn du immer noch in eine Gang willst, mache ich weiter’“, erzählt Arreola, der in den Slums von LA aufwuchs. Sein Körper ist reichlich tätowiert. Sein Lieblingstattoo ist das Porträt seines bei einer Schießerei getöteten Freundes Alex Carranza. Dazu die Worte „the best die young“: Die Besten sterben jung. „Ihm habe ich meinen Kampfnamen Nightmare
Matthias Kerber
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