DEB-Keeper Greiss: Mit bayerischer Bierruhe gegen Russland
Moskau - "Ja mei" - so fangen viele Sätze von Thomas Greiss an. Und nach ein paar weiteren Worten hören sie auch schon wieder auf.
Der Füssener ist kein geborener Entertainer, er hat eher die bayerische Bierruhe weg. Und genau deshalb ist Greiss ein so guter Eishockey-Torwart - und für die deutsche Nationalmannschaft im fast aussichtslosen WM-Viertelfinale am Donnerstag (19.15 Uhr MEZ/Sport1) gegen Gastgeber Russland der wichtigste Mann auf dem Eis.
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"Thomas strahlt eine unglaubliche Ruhe aus. Er hat bislang hervorragend gehalten", sagt Bundestrainer Marco Sturm über seinen Schlüsselspieler im Duell gegen den Rekordmeister. Auch Franz Reindl, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), schwärmt: "Er hat eine Riesenausstrahlung und gibt der Mannschaft einen starken Rückhalt."
Kurioses Eigentor gegen Weißrussland
Selbst seine Slapstick-Einlage beim WM-Einstand im fünften Gruppenspiel gegen Weißrussland (4:2) brachte den NHL-Torhüter der New York Islanders nicht aus der Fassung. Greiss, der 33 Stunden zuvor erst in St. Petersburg gelandet war und noch mit dem Jetlag zu kämpfen hatte, schob sich den Puck völlig unbedrängt selbst ins eigene Tor. "Ja mei, ich wollte halt auch mal ein Tor machen", scherzte der 30-Jährige hinterher.
Ins Grübeln brachte ihn der Fauxpas nicht. Dafür sorgte auch Marco Sturm, der seinen Goalie öffentlich für seine ansonsten starke Leistung in dem Spiel lobte. Sturm setzte Greiss in der Kabine sogar den legendären Pepita-Hut von Trainer-Ikone Xaver Unsinn auf, der teamintern für den jeweils besten Spieler reserviert ist. "Er war ein wenig zu klein für seinen Kopf", verriet der Bundestrainer schmunzelnd.
"Das wird ein lustiges Spiel"
Die Chancen, dass Greiss auch gegen die Russen der auffälligste deutsche Spieler wird, sind groß. Die "rote Maschine" ist nach dem Stotter-Start mächtig ins Rollen gekommen, im letzten Gruppenspiel bezwang der 27-malige Weltmeister Turnier-Mitfavorit Schweden mit 4:1. "Sie spielen sich die Scheibe gut zu, und jeder kann die Scheibe reinhauen", sagt Greiss. Bammel habe er deswegen nicht: "Das wird ein lustiges Spiel."
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Die deutsche Nummer eins hat in der abgelaufenen NHL-Saison auch schon andere Kufencracks zur Verzweiflung gebracht. Nach starken Leistungen in der regulären Spielzeit und vor allem in den Play-offs bis zum Viertelfinal-Aus bezeichnete ihn die New York Post als "menschliche Mauer" und schwärmte: "Thomas Greiss ist nicht länger ein namenloser Ersatztorhüter."
Greiss wird zu "Griess" in Amerika
Während der regulären Saison wechselten sich Greiss und der slowakische Star-Goalie Jaroslav Halak im Islanders-Tor noch ab. Doch nach Halaks Leistenverletzung lag auf "Griess", wie die Amerikaner den Deutschen nennen, plötzlich alleine der ganze Druck. Manche Experten machten in dem Play-off-unerfahrenen Keeper die größte Schwachstelle der Islanders aus, doch sie täuschten sich. Greiss wehrte in der K.o.-Runde starke 92,3 Prozent aller Schüsse ab.
Für Timo Pielmeier, der bis zu Greiss' Ankunft das deutsche WM-Tor gehütet und keineswegs enttäuscht hatte, ist die Reservistenrolle deshalb auch kein Problem. "Thomas ist einer der besten Torhüter in der besten Liga der Welt. Wenn er kommt, muss er natürlich spielen", sagte der Ingolstädter.
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