Davis Cup: Team München auf Finalkurs
München - Fünf-Sterne-Superior: Man gönnt sich ja sonst nichts. Nur: Wer erst gegen Mitternacht von der Arbeit nach Hause kommt, hat nicht mehr viel von all den Annehmlichkeiten, die so ein Luxus-Hotel bereit hält. Und so endete einer der größeren Abende der jüngeren deutschen Tennisgeschichte mit eher profanen Wiener Würstel sowie Gulasch- und Nudelsuppe.
Am Tisch: die deutsche Davis-Cup-Mannschaft. Wobei: Eigentlich ist es fast ein Münchner Team.
2:1 hatte die Auswahl des Deutschen Tennisbundes die starken Briten im Davis-Cup-Viertelfinale bezwungen, war nach dem verzweifelten Versuch, nach dem finalen Tiebreak-Krimi im Doppel all das Adrenalin wieder aus dem Körper heraus zu bekommen von Innsbruck ins rund 40 Kilometer entfernte Hotel in Telfs zu Fuße des monumentalen Berges Hohe Munde aufgebrochen.
Aktuelles Davis-Cup-Team hat einen münchnerischen Einschlag
Den Mund voll nahmen nach dem ersten Halbfinaleinzug seit 2007 andere: "Unglaublich, Männer!!!", schrieb ein gewisser Boris Becker bei Instagram. Ohne die epischen Matches des zweifachen Davis-Cup-Siegers in den 80ern würden viele Deutsche diesen Wettbewerb heute kaum mehr wahrnehmen. . .
So wie die damaligen Erfolgsgaranten Becker und Coach Niki Pilic in München lebten, hat auch das aktuelle Team einen münchnerischen Einschlag. Jan-Lennard Struff kommt zwar aus Warstein, wird aber von Stefan Leiner gemanagt, dem Head of Tennis an der Sport Scheck Allwetter Anlage in Oberföhring.
Dort schwingt auch Peter Gojowczyk regelmäßig den Schläger so wie ab und zu auch Doppelspezialist Kevin Krawietz. Tim Pütz, sein Doppelpartner, hat sogar mal eine Weile bei Leiner gewohnt, wenn es das Training erforderte. 2012 haben sie sogar in einer Mannschaft zusammen gespielt: 2. Bundesliga Männer in Österreich - beim TC Telfs, ausgerechnet.
Ex-Hochsprung-Weltrekordler als Athletik- und Mental-Coach
Auch Teamkapitän Michael Kohlmann, in den 2000er-Jahren selbst acht Mal im DTB-Team als Spieler auf dem Platz, ist seit vielen Jahren in München daheim. Wenn nicht gerade Davis Cup gespielt wird, arbeitet der gebürtige Hagener an der Tennis Base in Oberhaching, firmiert als Chefbundestrainer für den männlichen Nachwuchs und spielt mit Frau und Kindern beim MTTC Iphitos, für den er 2019 im Finale um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft der Herren 40 stand.
Auch der Athletik- und Mental-Coach des deutschen Teams ist ein wohlbekannter Münchner: Ex-Hochsprung-Weltrekordler Carlo Thränhardt ist dafür zuständig, den Spielern die "größtmögliche Lust auf Leistung" einzuimpfen, so wie der 64-Jährige das bei Boris Becker zu dessen besten Zeiten auch schon tat. Struff sagt: "Er ist eine Legende." Und Kohlmann meint: "Er weiß, was es heißt, in den entscheidenden Momenten Höchstleistung zu bringen."
Eine solche ist nun am Samstag gegen Russland oder Schweden nötig. Sollte der Einzug ins Finale des traditionsreichsten Nationenwettbewerbs im Tennis geschafft werden, dürften im Hotel in Madrid mehr drin sein als nur Wiener Würstel. . .
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