Davis Cup: "Ohne Nadal können wir sie schlagen"
MARBELLA - Warum sich die deutschen Tennis-Asse optimistisch ins Davis-Cup-Viertelfinale gegen Titelverteidiger Spanien gehen. Teamchef Patrik Kühnen: "Wir sind hier, um zu gewinnen."
Tiefer Sand, große Hitze und eine Stierkampfarena mit knapp 13.000 iberischen Fans: Deutschlands Davis-Cup-Matadoren steht im Viertelfinale bei Titelverteidiger Spanien von Freitag bis Sonntag in Marbella ein heißer Tanz bevor. Einschüchtern lassen will sich der Außenseiter um Spitzenspieler Philipp Kohlschreiber (Augsburg) trotz der schwierigen Umstände keineswegs, die Gäste planen gar einen Überraschungs-Coup an der Costa del Sol.
„Wir sind nach Spanien gekommen, um zu gewinnen. Natürlich gehen wir als Außenseiter in die Partie, aber im Tennis setzen sich ja bekanntlich nicht immer die Favoriten durch“, sagt Teamchef Patrik Kühnen vor dem ersten Aufschlag am Freitag (13.00 Uhr/live im DSF).
Der Grund für die Zuversicht ist nicht zuletzt im Fehlen von Rafael Nadal begründet. Der Weltranglisten-Zweite musste nach seinem Wimbledon-Verzicht wegen anhaltender Knieprobleme auch seinen Davis-Cup-Auftritt absagen. „Ohne Nadal können wir sie schlagen“, sagt Mischa Zverev (Hamburg), der ebenso wie Andreas Beck (Stuttgart) erstmals dem deutschen Davis-Cup-Team angehört.
Gut möglich, dass der 21-jährige Zverev am Samstag im Doppel an der Seite von Team-Routinier Nicolas Kiefer (Hannover) sein Debüt feiern wird. Ende Mai hatte sich das Duo mit vier Siegen beim Arag World Team Cup in Düsseldorf „definitiv für einen Einsatz empfohlen“, wie Kühnen betont.
Nur Kohlschreiber ist gesetzt
Im Einzel scheint einzig der Weltranglisten-29. Kohlschreiber gesetzt, der es auf dem langsamen Geläuf gegen Spaniens Topspieler Fernando Verdasco (Nummer 9) und Tommy Robredo (14) wohl sehr schwer haben wird. Allerdings hat Kohlschreiber auf Sand eine Davis-Cup-Bilanz von 5:2 Siegen. Seit Montag hat Kühnen sein Quartett, das auf eine Revanche für die 1:4-Viertelfinal-Niederlage 2008 gegen die Spanier in Bremen brennt, bereits im edlen Marbella Club am Yachthafen versammelt.
Einen Vorgeschmack auf die ungewohnte Atmosphäre haben die deutschen Profis beim schweißtreibenden Training in der Stierkampfarena Puerto Banus bereits bekommen. „Das ist eine phänomenale Kulisse, es wird ein einmaliges Erlebnis. Aber 39 Grad Celsius sind schon eine Hausnummer“, schildert Beck die Eindrücke. Er freut sich schon auf den Einmarsch aller „Gladiatoren“ vor dem Auftakteinzel: „Die Nationalhymne zu singen, gehört dann einfach dazu.“
Die Stimmung könnte besser nicht sein, selbst die jüngst von Kohlschreiber beklagten obligatorischen „Störmanöver“ vor einem Davis-Cup-Match sind bislang ausgeblieben. „Wenn wir Spieler uns treffen, scherzen und schmunzeln wir schon und sagen: Mal sehen, was diesmal wieder kommt“, sagte der 25-Jährige. Kohlschreiber war im vergangenen Jahr kritisiert worden, nachdem er durchgesetzt hatte, dass die deutschen Spieler im Davis Cup nach Einsatzzeiten bezahlt werden.
Aus der Ferne meldete sich vor dem Wochenende auch der wiedererstarkte Tommy Haas zu Wort, der auf einen Einsatz in Spanien verzichtet. Der Wimbledon-Halbfinalist und Halle-Gewinner schloss ein baldiges Comeback nach anderthalbjähriger Abstinenz im deutschen Team nicht aus. „Ich habe das Thema Davis Cup noch nicht ganz abgeschrieben“, sagte Haas in der Sendung „Blickpunkt Sport“ des Bayerischen Rundfunks (BR): „Man muss sich nur die richtige Partie aussuchen.“ Zuletzt hatte die DTB-Equipe 2007 das Halbfinale erreicht, dann aber gegen Russland (2:3) verloren.