"Das wird ein Jahrhundertspiel"

Der Jubel der türkischen Fans in Deutschland über den Sieg gegen Kroatien ist riesig. Denn neben dem Einzug ins Halbfinale der EM freuten sie sich über die ganz besondere Spielpaarung: Deutschland - Türkei.
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Der Kudamm ist türkisch: Jubelnde Fans in Berlin
ap Der Kudamm ist türkisch: Jubelnde Fans in Berlin

Der Jubel der türkischen Fans in Deutschland über den Sieg gegen Kroatien ist riesig. Denn neben dem Einzug ins Halbfinale der EM freuten sie sich über die ganz besondere Spielpaarung: Deutschland - Türkei.

In ganz Deutschland haben türkische Fans ausgelassen und friedlich den Einzug ihrer Mannschaft ins Halbfinale der EM gefeiert. In der Hauptstadt stiegen kurz nach dem Schlusspfiff hunderte Raketen in die Luft. Der Jubel der türkischen Anhänger war ungebrochen, nachdem ihr Team das Viertelfinalspiel gegen Kroatien mit 3:1 im Elfmeterschießen gewann. Hunderte Wagen fuhren hupend auf dem Kurfürstendamm.

Die türkischen Fans in Deutschland freuten sich besonders darüber, dass Deutschland der Halbfinalgegner ist. «Das wird ein Jahrhundertspiel», war ein Anhänger in Berlin in der RBB-Welle Radio Eins zu hören. Viele türkischstämmige Deutsche jubeln auch für die deutsche Nationalmannschaft, doch im Spiel Deutschland - Türkei werden die meisten für das Land ihrer Vorfahren fiebern. In der ARD war ein Deutsch-Türke zu sehen, der glaubhaft versicherte, dass es ihm egal wäre, wer das Halbfinale gewinne, Hauptsache der Gewinner siege dann auch im Finale. Bei der Feier am Berliner Kurfürstendamm gab es keine Zweischenfälle. «Die Stimmung ist ausgelassen, aber sehr friedlich», sagte ein Polizeisprecher. «Die Fans sind total zugänglich, vor allem, weil sehr wenig Alkohol im Spiel ist.» Es habe keine großen Krawalle oder Ausschreitungen gegeben.

Türkisches Hamburg, türkisches Hannover

Auch im Norden war der Jubel groß: Das Fanfest in Hamburg mit knapp 30.000 Zuschauern verwandelte sich nach dem Abpfiff der Partie in einen Hexenkessel. Die begeisterten türkischen Anhänger zündeten bengalische Fackeln, schwenkten Fahnen und jubelten ohrenbetäubend. Anschließend zogen hupende Fahrzeuge in Autokorsos über die Reeperbahn. In der Bremer Innenstadt ging auch wenige Minuten nach dem Schlusspfiff nichts mehr. 5000 türkische Fans fuhren mit ihren mit Flaggen geschmückten Autos durch die City. In Hannover feierten 7000 Anhänger auf dem Steintorplatz. Inmitten der Menschenmenge feuerten ein paar Fans Feuerwerkskörper ab. Ein Polizist wurde von einer Rakete am Hals getroffen und musste ins Krankenhaus gebracht werden.

Türkisches Köln, türkisches Frankfurt

Mit Hupkonzerten feierten auch die Fans in Nordrhein-Westfalen den türkischen Sieg. In Köln war die komplette Innenstadt von Autokorsos lahmgelegt. Die Polizei sprach von mehreren tausend Autofahrern. In Oberhausen jubelten mehr als 7000 türkische Fans über den Erfolg ihrer Mannschaft und fuhren mit Hupkonzerten durch die Stadt. In Duisburg gingen ebenfalls tausende türkische Fans auf die Straße. In Frankfurt am Main schauten 6500 Fans das Spiel in der Public- Viewing-Arena am Rossmarkt. Nach dem Match kam es nach Angaben der Polizei zu einigen kleineren Scharmützeln zwischen Anhängern der Türkei und enttäuschten kroatischen Fans. Dabei flogen auch Flaschen, verletzt wurde nach ersten Erkenntnissen aber niemand. Rund 7000 türkische Fans feierten in Nürnberg den Sieg ihrer Mannschaft auf den Straßen. In München strömten tausende türkischer Fans nach dem Abpfiff auf die Leopoldstraße. Hunderte Autos fuhren in einem Korso durch die Stadt.

Friedlicher Jubel in der Türkei

In der Türkei löste der Sieg einen wahren Jubelsturm aus. Hunderttausende gingen nach Mitternacht in Istanbul und anderen Städten auf die Straßen, um gemeinsam und mit Fahnen, Sprechchören und hupenden Autokorsos den Einzug in die Vorschlussrunde zu feiern. In Istanbul wurden Feuerwerkskörper und Freudenschüsse abgefeuert. Schiffe auf dem Bosporus betätigten ihre Signalhörner. Der türkische Nationaltrainer Fatih Terim hatte seine Landsleute aufgefordert, auf Freudenschüsse zu verzichten, nachdem es zuvor mehrere Verletzte gegeben hatte. Nach dem Sieg sagte er, die Türkei könne nun stolz auf ihre Mannschaft sein. «Dieser Sieg ist für uns sehr wichtig», sagte er.

Krawalle in Wien

Nur in der österreichischen Hauptstadt Wien, Austragungsort der dramatischen Viertelfinalbegegnung, kam es während und nach dem Spiel zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen den Fans. Größere Ausschreitungen blieben nach Angaben der Polizei aber aus. Die kroatischen und türkischen Fangruppen seien etwa um Mitternacht nach Abpfiff des Spieles von Beamten getrennt worden, sagte Polizeisprecher Walter Hladik in der Nacht zu Samstag. Dabei hätten einige Kroaten Flaschen geworfen und Autos beschädigt. Während des Spiels habe es bereits kleinere Raufereien gegeben. «Straßenschlachten waren das bestimmt nicht», sagte der Sprecher. Nach ersten Erhebungen seien am Abend und in der Nacht elf Menschen festgenommen worden. Die Sanitäter zählten in der gesamten Stadt zehn Leichtverletzte und zwei Kreislaufzusammenbrüche.

In Wien jubelten nach Angaben von Hladik deutlich weniger Fans ihren Mannschaften zu als von der Polizei erwartet. «Wir haben mit 200.000 Menschen gerechnet, es waren mit den Stadionbesuchern wahrscheinlich noch nicht mal 100.000», sagte der Sprecher. Bei dem EM-Vorrundenspiel der Kroaten seien deutlich mehr Anhänger der Mannschaft nach Wien gekommen. Mit rund 30.000 Fans war die offizielle Feierzone am Wiener Innenstadtring noch nicht einmal halb voll.

Vor und während des Spiels feierten die Anhänger beider Mannschaften überwiegend friedlich zusammen, doch nach Abpfiff gingen die enttäuschten Kroaten nach Polizeiangaben relativ schnell heim. Die Türken feierten noch bis spät in die Nacht hinein ihren dramatischen Sieg im Elfmeterschießen. Ausnahmezustand herrschte im Wiener Stadtteil Ottakring, in dem viele Türken und Kroaten leben. Die Hauptstraße dort war bereits am Nachmittag nicht mehr für den Verkehr passierbar. (nz/dpa)

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