„Das grenzt an Betrug!“
ZADAR - Nach dem WM-Aus hadern die Handballer mit den Schiedsrichtern – schon wieder. "Wenn man blind ist, sollte man etwas anderes machen!"
Nein, die Faust hat Heiner Brand nach der 25:27-Niederlage gegen Europameister Dänemark gegen die Schiedsrichter nicht erhoben – anders als noch bei der Pleite im vorangegangenen Spiel gegen Norwegen. Aber weit davon entfernt war er auch nicht. Zu umstritten waren die Entscheidungen der Referees. Schon wieder. „Die Pfiffe waren nicht fragwürdig, sie waren einfach falsch. Da gibt es keinen Raum für Diskussionen“, befand der Bundestrainer.
Noch deutlicher wurde Spielmacher Michael Kraus, der das Spiel nach seinem gegen Norwegen erlittenen Bänderriss vor dem Fernseher in seiner Heimat Göppingen verfolgte: „Ich bin froh, dass ich nicht in der Halle war, sonst wären meine Krücken wahrscheinlich aufs Spielfeld geflogen. Was da abging, das grenzt schon an Betrug. Ich bin sehr enttäuscht, dass so ein Spiel von den Schiedsrichtern entschieden wird.“ Ersatzkeeper Silvio Heinevetter sagte: „Das war Verarschung hoch zehn.“ Und Keeper Johannes Bitter, dessen Paraden die Deutschen immer wieder im Spiel gehalten hatten, polterte: „Wir sind klar benachteiligt worden. Die Schiedsrichter haben uns um unseren Traum gebracht.“
Den Traum von der Titelverteidigung, den Traum, das Wintermärchen von der Heim-WM 2007 zu wiederholen. Aber was genau hatte die Deutschen derart in Rage gebracht? In der Schlussphase hatte das rumänische Schiri-Gespann Din/Dinu seine Linie verloren. Die Streitfälle:
Fall 1
Zweimal wurde Dominik Klein auf der Linksaußen-Position beim Wurf angegangen, zweimal entschieden die Referees gegen das DHB-Team. „Das waren mindestens einer, wenn nicht sogar zwei Siebenmeter für uns“, tobte Brand.
Fall 2
Die deutsche Bank bekam eine Zwei-Minuten-Strafe, als Reservisten die Schiedsrichter darauf aufmerksam machen wollten, dass ein Spieler verletzt auf dem Feld lag. Brand verbittert: „Da weiß man, wie das hier heute gelaufen ist.“
Fall 3
Als Torhüter Bitter einen Wurf der Dänen übers Tor lenkte, was Ballbesitz für Deutschland bedeutet hätte, entschieden die Schiris auf Ballbesitz für die Dänen. Brand wütend: „Der Feldschiedsrichter sieht das sogar, im Nachhinein bestreitet er das natürlich wie immer in solchen Fällen.“
Am Ende stand as WM-Aus, trotz einer beeindruckenden Leistung des DHB-Teams. Ein Aus, das so schnell keiner vergessen wird. „Das war eine Frechheit, was die Schiedsrichter geleistet haben“, ärgerte sich Markus Baur, der Weltmeister von 2007, bei RTL, „wenn man blind ist, sollte man was anderes machen.“
Am Ende richtete Brand einen Blick in die Zukunft. Einen Blick voller Grimm. „Ich denke, dass wir das, was uns heute gestohlen wurde, wieder kriegen. Dass wir das irgendwann zurückbekommen und den Lohn für unsere Leistungen ernten werden.“
Und fast hätten sie den Lohn noch am Dienstagabend geerntet. Drei Sekunden vor Spielende der Partie Polen gegen Norwegen stand es nämlich 30:30. Und ein Unentschieden in diesem Spiel hätte Brand & Co. trotz der eigenen Niederlage noch den Einzug ins WM-Halbfinale beschert. Doch dann nahmen die Norweger, die zum eigenen Weiterkommen gewinnen mussten, den Torhüter heraus, verloren den Ball – und Polen traf zum 31:30 ins leere Tor.
An diesem Tag hatten sich nicht nur die Schiedsrichter, sondern eben auch die Handball-Götter gegen die deutsche Mannschaft verschworen. Jetzt spielt der Noch-Weltmeister nur um Platz fünf.
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