Das Ende von Beckers Dienstfahrt
Jetzt, wo alles anders werden soll: Nach 16 Jahren löst Mercedes den Vertrag mit Boris Becker als Markenbotschafter vorzeitig auf – aus Imagegründen.
München - Der erste Gegner heißt Lukas Lacko, ein Slowake, die Nummer 96 der Weltrangliste. Für Novak Djokovic (26) ein kleiner Appetizer bei den Australian Open, dem ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres in Melbourne.
Die Augen der Welt sind diesmal ohnehin nicht auf den Titelverteidiger gerichtet, eher auf den Mann in seiner Box, seinen neuen Coach: Boris Becker. Der 46-Jährige, seit Ende Dezember von Djokovic engagiert, kann bei seinem Trainer-Debüt in einem Grand-Slam-Turnier nicht viel gewinnen: Djokovic gewann Melbourne von 2011 bis 2013.
Doch Boris Becker hat schon vor dem ersten Ballwechsel verloren: seinen Werbepartner Mercedes-Benz und damit lukrative Einkünfte aus dem Deal. Der Vertrag mit dem ehemaligen Wimbledon-Sieger, der seit als Markenbotschafter auftrat, wurde schon vor längerer Zeit vorzeitiog aufgelöst. Von Seiten von Mercedes-Benz wurde die Trennung bestätigt, zu Gründen wollte man sich nicht äußern.
Klar ist: Der gute Name des Ex-Tennisstars hat zuletzt zu sehr gelitten. Dabei spielt die Veröffentlichung seiner zweiten Autobiographie („Das Leben ist kein Spiel“) und das irritierend peinliche TV-Duell mit Comedian Oliver Pocher auf, der ebenfalls mit Beckers Ex-Freundin Sandy Meyer-Wölden mal liiert war.
Mercedes war Beckers längster und treuester Partner. Er besitzt in Stralsund, Ribnitz-Damgarten und Greifswald drei Mercedes-Autohäuser. In seinem im Herbst 2013 veröffentlichten Buch schreibt er über seine Tätigkeit als Markenbotschafter: „Diese Häuser laufen gut und sind grundsolide. 2012 konnte ich zusammen mit den 165 Mitarbeitern das 20-jährige Jubiläum feiern.“
Und weiter: Die Verbindung mit Mercedes bestünde nun „schon seit rekordverdächtigen 16 Jahren. Dass das selbst heute noch – 28 Jahre nach meinem ersten Wimbledon-Sieg – funktioniert, erstaunt mich immer wieder aufs Neue. Boris Becker ist scheinbar mittlerweile selbst eine Art Marke geworden.“ Nun das Ende einer Dienstfahrt.
Laut einer „Focus“-Recherche verlor der Wert der Partnerschaft mit Mercedes – und damit auch die jährliche Entlohnung – im Laufe der Zusammenarbeit. Nun kam es zum Bruch. Ein unglücklicher Zeitpunkt – gerade jetzt, da Becker mit seinem neuen Job als Trainer eine auffällige Zurückhaltung des Zurschaustellung seines Privatlebens auf Facebook und Twitter verknüpfte. Wozu ihm viele Experten und Freude, etwa Ex-Daviscup-Kapitän Niki Pilic, geraten hatten. Und der Mercedes-Ausstieg als Sponsor ist kein singulärer Vorfall.
Wie LEUTE-Urgestein Michael Graeter in seiner AZ-Kolumne berichtete, hatte sich Becker mit seinem Freund und Finanzier Willi Beier überworfen. Der Industrielle („Tiroler Nussöl“) , der die oberste Doppel-Etage des Münchner Mini-Wolkenkratzers „Seven“ besitzt, unterstützte den Ex-Tennis-Star nach Kräften.
Bleibt die Frage, ob und wenn ja wie finanziell angeschlagen Becker ist. Dass er als Folge der Abfuhr von Mercedes nun seine Zusammenarbeit als Botschafter für „Laureus“ aufgibt, scheint unwahrscheinlich. Als Stifter der „Laureus World Sports Awards“, der Preise für die Besten der Besten im Sport weltweit, treten Daimler (Mercedes-Benz) und der Schweizer Luxusgüter-Konzern Richemont auf. Verabschiedet sich Becker von dieser Tätigkeit, würde dies nur ein weiteres negatives Licht auf ihn werfen.