Das DEB-Team: Weltmeisterlich!
Mit den zwei sensationellen Siegen über Russland und Gastgeber Slowakei ist Deutschland Mitfavorit bei der Eishockey-WM. Nach dem Viertelfinale ist alles möglich, glaubt Hans Zach
BRATISLAVA Mit dem Begriff „Eishockey-Wunder” kann Hans Zach nichts anfangen. „Wir haben zwei mal verdient gewonnen, das ist kein Wunder oder kein Zufall, sondern das Ergebnis harter Arbeit”, sagt er der AZ. Aber natürlich ist auch der Alpenvulkan, von 1999 bis 2004 selbst Bundestrainer, überrascht vom sensationellen WM-Start der Deutschen. Mit Russland (2:0) und der Slowakei (4:3) hat die Truppe um den scheidenden Bundestrainer Uwe Krupp zum Auftakt zwei Mitfavoriten besiegt. Deutschland zieht somit unabhängig vom letzten Gruppenspiel am Dienstag gegen Slowenien (16.15 Uhr, Sport 1 live) sicher als Gruppenerster in die Zwischenrunde ein und beginnt dort, fast noch wichtiger, mit der Maximalzahl von sechs Punkten. Das Viertelfinale ist somit schon zum Greifen nah.
Das DEB-Team kann wieder mit den Großen mithalten, der vierte Platz bei der Heim-WM im Vorjahr war wohl kein einmaliges Ergebnis. Träumen ist ab sofort erlaubt, doch ist das Krupp-Team schon reif für den Titel? Der AZ-Check:
Wieso spielt das DEB-Team plötzlich so erfolgreich? „Wir haben einen Spielstil entwickelt, der uns effektiv macht. Die Jungs arbeiten hart, die machen alles, was der Trainer sagt”, meint Krupp, und fügt – etwas martialisch – hinzu: „Die Jungs sind Krieger. Sie kämpfen für Deutschland. Wenn sie das Trikot überziehen, geht ein Ruck durch die Mannschaft. Dieser Erfolg basiert auf unseren deutschen Tugenden – Arbeit, Fleiß, Ehrgeiz."
Das sieht auch Zach so: „Wir waren gegen Russland und die Slowakei einfach fleißiger und zielstrebiger”, sagt er, „grundsätzlich zahlt es sich jetzt aus, dass die Klubs vor ein paar Jahren umgedacht haben und sich endlich wieder auf die Jugendarbeit konzentriert haben.” Es sei eine richtig „gute, junge Eishockey-Spielergeneration herangewachsen”.
Kann Deutschland Weltmeister werden? „Wir sollten die Kirche im Dorf lassen, nur von Spiel zu Spiel denken”, sagt Zach zwar, „aber wenn die Jungs das Viertelfinale überstehen und sie nicht anfangen zu träumen, dann kann alles möglich sein.” Stürmer Felix Schütz kündigt schon mal an: „Wenn wir diese beiden Mannschaften geschlagen haben, können wir auch jede andere schlagen.” Und Torhüterlegende und EHC-Torwartcoach Peppi Heiß meinte zu ARD.de: „Jetzt kann man der Mannschaft zutrauen, dass es wieder so weit geht wie im Vorjahr bei der WM.”
Krupp möchte aber zunächst das Spiel gegen Slowenien abwarten. „Wir wollen weiter gutes Eishockey spielen und unsere Gewohnheiten halten. Danach setzen wir uns hin und sehen, was die Jungs jetzt vorhaben”, sagt er. Vom Titel träumen will er aber nicht. „Für uns ist es wichtig, auf dem Boden zu bleiben. Wir sind gerade erst am Anfang. Wir werden unserer Linie treu bleiben.”
Kann Krupp doch noch Bundestrainer bleiben? Ralph Krueger, Krupps designierter Nachfolger, kann erst 2012 anfangen. Obwohl Kölns Manager Thomas Eichin nichts gegen eine einjährige Doppelfunktion Krupps hätte und der Coach auch nicht, hat der DEB diese Variante bereits abgelehnt. Am Sonntag ließ DEB-Präsident Uwe Harnos aber zumindest ein Hintertürchen offen. „Jetzt spielen wir das Turnier erstmal zu Ende, dann schauen wir weiter”, sagte er. Über Krupp sagte er: „Was er begonnen hat, zahlt sich aus. Er scheint die phänomenale Gabe zu haben, den Spielern immer das Richtige zu sagen.” DEB-Generalsekretär Franz Reindl nannte es „höchst bedauerlich, das ist eigentlich eine Katastrophe”, dass Krupp aufhören müsste. Hoffnungen auf den Job als Interimstrainer für ein Jahr macht sich übrigens auch: Hans Zach.
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