Das Comeback-Drama von St. Petersburg
München - Am Tag danach stand für die Basketballer des FC Bayern Kontrastprogramm auf der Agenda. Zum Abschluss der Dienstreise nach Russland besuchte das Team die berühmte Eremitage von St. Petersburg. Der Rundgang durch eines der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt dürfte durchaus dabei geholfen haben, auf andere Gedanken zu kommen und so das am Abend zuvor in der Yubileyny-Eissporthalle Erlebte zu verarbeiten (sehen Sie Fotos von dem Ausflug in unserer Bildergalerie).
Dort hatten die Bayern gelitten, gekämpft, gehofft – vergebens. Denn nach einem dramatischen Spiel mussten sie den Court am Ende dennoch als Verlierer verlassen. Der EuroCup-Auftakt war mit der 77:80-Niederlage missglückt. Ganz unzufrieden waren die Münchner mit ihrem Auftritt bei dem Titelkandidaten Zenit dennoch nicht. „So ärgerlich am Ende die Niederlage war, so erfreulich ist, dass wir eine Mannschaft haben, die Charakter hat und nie aufgibt“, sagte FCBB-Geschäftsführer Marko Pesic.
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Nachdem das Team von Trainer Sasa Djordjevic mit einem katastrophalen ersten Viertel (12:24) in die Partie gestartet war, lag es zwischenzeitlich bereits mit 18 Punkten in Rückstand. Und startete dann eine furiose Aufholjagd.
Punkt um Punkt kämpften sich die Bayern wieder heran. Die Neuzugänge Danilo Barthel (zwölf Punkte), Reggie Redding (elf) und Devin Booker scorten jeweils zweistellig. Booker lieferte sogar sein bisher bestes Spiel für die Bayern ab und war mit 27 Zählern, acht Rebounds und fünf Assists der überragende Mann auf dem Parkett. „Wir sind eine Mannschaft, die immer kämpft, deswegen haben wir auch immer an den Sieg geglaubt“, sagte Booker hinterher. Vor allem im Zusammenspiel mit Alex Renfroe war er kaum zu stoppen.
3:38 Minuten vor dem Ende versenkte der schließlich sogar einen Dreier zur 75:74-Führung und ließ die Bayern von einem Comebackdrama mit Happy End träumen. Dem Point Guard bescheinigte Pesic „auch wegen seiner acht Assist ein gutes Spiel“. Auch Bookers starke Leistung hob er hervor. „Es ist nur schade, dass sich die Jungs nicht belohnt haben für ihren Kampf“, sagte Pesic, „aber wir stehen eben noch am Anfang einer langen Saison und werden aus den Fehlern lernen.“
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Ein erster Ansatzpunkt für die Analyse bietet dabei die erschreckend schwache Dreier-Quote (2/12). Mit jeweils einem Fehlversuch in den Schlussekunden vergaben bezeichnenderweise auch Renfroe und Maxi Kleber die Chance auf eine mögliche Verlängerung von der Drei-Punkte-Linie aus. So gaben die Bayern den greifbaren Auswärtserfolg aber letztlich selbst aus der Hand. „Am Ende waren wir eigentlich in fast jedem Aspekt des Spiels besser, meine Mannschaft hat in der zweiten Halbzeit wirklich einen guten Job gemacht und viel Einsatz gezeigt“, lobte Djordjevic seine Mannschaft.
Sogar die Reboundstatistik, die er zuletzt öffentlich kritisiert hatte, entschieden die Bayern dieses Mal für sich (37:26). „Leider hatten wir zum Schluss aber drei Ballverluste“, sagte Djordjevic. „Das ist trotz der Niederlage ein gutes Resultat mit nur drei Punkten Differenz“, befand er schließlich, „denn die Runde geht noch sehr lang“. Zunächst wartet mit dem Heimspiel am Sonntag (15.30 Uhr) gegen Berlin die nächste Aufgabe in der Liga auf die Bayern. Und möglicherweise auch gleich das nächste Basketballdrama. Aus Sicht der Münchner diesmal dann hoffentlich auch eins mit Happy End.