Das Aus für die Alpenvolleys Haching

Die Alpenvolleys Haching ziehen sich aus der Bundesliga zurück – nicht nur, aber auch wegen der Corona-Krise. „Unter diesen Rahmenbedingungen ist das Risiko zu groß“, sagt Manager Kronthaler.
von  Simon Stuhlfelner
Sportlich erfolgreich, wirtschaftlich nicht: Die Alpenvolleys Haching um Niklas Kronthaler (l.).
Sportlich erfolgreich, wirtschaftlich nicht: Die Alpenvolleys Haching um Niklas Kronthaler (l.). © Markus Fischer/imago

Die Alpenvolleys Haching ziehen sich aus der Bundesliga zurück – nicht nur, aber auch wegen der Corona-Krise. "Unter diesen Rahmenbedingungen ist das Risiko zu groß", sagt Manager Kronthaler.

Unterhaching - Als Hannes Kronthaler vor knapp drei Jahren mit seinem österreichisch-bayerischen Projekt Alpenvolleys Haching angetreten war, hatte er große Visionen: "Wir wollen langfristig dorthin, wo Haching und Innsbruck schon gewesen sind: in die Champions League", sagte der Manager im Oktober 2017, kurz vor dem ersten Bundesligaspiel, zur AZ.

Nun, zweieinhalb Jahre später, ist sein Traum geplatzt, die Alpenvolleys ziehen sich aus der Bundesliga zurück – nicht nur, aber auch wegen der aktuellen Lage. Die Bundesliga-Volleyballer sind damit eines der ersten Opfer der Corona-Krise im deutschen Spitzensport, zuvor hatte es mit dem TV Rottenburg und dem VC Eltmann bereits zwei weitere Volleyballklubs erwischt.

"Die Corona-Krise ist nicht der einzige Grund für das Ende, hat jedoch schlussendlich trotzdem den Ausschlag gegeben", sagt Kronthaler, ein Bauunternehmer aus Innsbruck und der Mäzen des Klubs, der seine Heimspiele abwechselnd in Innsbruck und Unterhaching ausgetragen hatte. Bis zuletzt hatte er um Sponsoren geworben, um das Ziel einer weiteren Etat-Anhebung erreichen zu können, doch momentan habe keiner mehr die Zeit und den Nerv für weitere Verhandlungen.

Kronthaler: "Es wäre auch ohne Corona schwierig geworden"

"Seit Beginn der Alpenvolleys war es das Ziel, unser Budget um 30 Prozent auf zwei Millionen Euro zu steigern. Dies ist uns nicht gelungen und aufgrund der Corona-Krise ist es unwahrscheinlich, dass wir unser bisheriges Budget halten können. Unter diesen Rahmenbedingungen ist das Risiko zu groß und das kann ich als verantwortungsvoller Unternehmer nicht eingehen", begründete Kronthaler seinen Schritt.

Der Rückzug kam nun an der Sollbruchstelle, nach drei Jahren wollte Kronthaler sein Projekt ohnehin evaluieren und über dessen Fortsetzung entscheiden. Der AZ erklärt er: "Es wäre auch ohne Corona schwierig geworden. Wir haben unsere sportlichen Ziele alle erfüllt (Haching erreichte in den ersten beiden Saison jeweils das Halbfinale, d.Red.), die wirtschaftlichen eher nicht. Jetzt in der Corona-Krise ist das Risiko zu groß. Ich bin mir relativ unsicher, dass es funktioniert, ein Projekt dieser Größenordnung unter diesen Umständen auf diesem Niveau weiterzumachen." Von seinen sportlich ambitionierten Zielen wollte Kronthaler nicht abrücken, ein Platz im Mittelfeld sei nichts für ihn.

TSV Unterhaching geht in 2. Bundesliga an den Start

Enttäuscht ist er, dass die Wirtschaft in Tirol, aber vor allem in Bayern, nicht auf die Alpenvolleys angesprungen sei. "Wir waren in der vergangenen Saison lange Zeit Tabellenführer, haben 19 von 21 Spielen gewonnen. Ich hätte erwartet, dass die Zuschauer in Scharen strömen und viele Sponsoren dazukommen", sagt der österreichische Rekord-Nationalspieler, "aber da war gar nix." Besonders im Münchner Raum kam fast kein Sponsoring zustande.

Wie geht es nun mit Volleyball in Unterhaching weiter? "Der TSV Unterhaching ist ein kerngesunder Verein mit über 300 Mitgliedern", sagt Sportdirektor Mihai Paduretu der AZ, "wir werden mit einer jungen Mannschaft weiterhin in der 2. Bundesliga an den Start gehen und hoffen, dass wir, sobald es die Umstände zulassen, in die erste Liga aufsteigen können." Dort spielte der Klub bereits unter dem Namen Generali Haching von 2000 bis 2014.

Kronthalers Entscheidung bezeichnet Paduretu als "vernünftig". Aber: "Mein Gefühl ist, dass die Entscheidung ohne Corona eine andere gewesen wäre."

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