Dallas demütigt die Lakers
Die Dallas Mavericks und Dirk Nowitzki sind nach einem Triumph über Champion Los Angeles Lakers heißer Anwärter auf ihren ersten NBA-Titel.
Dallas - Die Texaner demütigten beim 122:86 Kobe Bryant und Co. auch im vierten Playoff-Viertelfinale. Mit 4:0 Siegen stehen die Mavericks als erstes Team im Halbfinale der nordamerikanische Basketballliga.
"Es ist großartig. Der Schlüssel waren die beiden Auswärtssiege. Unser Team ist so gut wie jedes andere", sagte ein glücklicher Nowitzki, der mit 17 Punkten und nur 32 Minuten Spielzeit bei dem denkwürdigen Sieg sogar einen eher ruhigen Abend verbrachte und und sich darüber freute "jetzt endlich mal eine Pizza essen zu können". Bis zum Beginn des Halbfinale sind es noch mindestens sieben Tage hin. "Da kann man den Diätplan mal vernachlässigen", witzelte der Würzburger.
Vor den begeisterten Fans im American Airlines Center stachen vor allem die Teamkollegen wie Jason Terry heraus. Terry stellte mit neun getroffenen Drei-Punkt-Würfen bei zehn Versuchen den Rekord für die NBA-Playoffs ein. Insgesamt war er mit 32 Punkten der Matchwinner des Abends. "Manchmal habe ich nicht mal den Ring gesehen und den Ball einfach losgelassen", sagte Terry und fügte verschmitzt hinzu: "Ich hoffe, Dirk ist nicht sauer deswegen. Er war eigentlich in besserer Position."
In der Vorschlussrunde trifft Dallas auf den Gewinner der Partie Memphis Grizzlies gegen Oklahoma City Thunder. In der Serie zwischen den Chicago Bulls und den Atlanta Hawks steht es 2:2. Die Hawks entschieden ihr zweites Heimspiel in der Eastern Conference mit 100:88.
Erst zum vierten Mal überhaupt und zum ersten Mal seit 2006 stehen die Mavericks im Finale der Western Conference. Damals platzte im Finale gegen Miami Heat, die im Halbfinale der Eastern Conference gegen die Boston Celtics 2:1 in Front liegen, Nowitzkis großer Traum vom NBA-Titel. Im Gegensatz zu damals sind nun aber auch seine Mitspieler in Topform. Peja Stojakovic und Jose Juan Barea erzielten - ebenfalls wie Terry von der Bank kommend - 21 und 22 Punkte. Nach Frustfouls mussten bei den Lakers Lamar Odom und Andrew Bynum vorzeitig vom Feld.
Kobe Bryant, der vor der Partie noch an eine echte Chance geglaubt hatte, war mit 17 Punkten ebenso von der Rolle wie die gesamte erste Fünf der LAkers. Zusammen brachten es die Starter des Titelverteidigers nur auf 49 Zähler.
Auch wenn Fans und Medien Nowitzki und die Mavericks feiern, sind dem deutschen Basketball-Superstar die Lobeshymnen für die NBA-Playoff-Auftritte noch nicht geheuer. "Wir sind nicht gut genug, um uns zurückzulehnen oder den Fuß vom Gaspedal zu nehmen", hatte der Würzburger vor dem vierten Viertelfinale erklärt.
Vor allem Nowitzkis Galavorstellungen im direkten Duell gegen Lakers-Ass Kobe Bryant verblüffen selbst größte Skeptiker. Auch beim 98:92 gegen den Titelverteidiger im dritten Spiel der Serie war Deutschlands bester Basketballer mit 32 Punkten "der bessere Superstar" lobten die "Dallas Morning News".
Lakers-Legende Magic Johnson wetterte nach dem Debakel über das Team: "Diese Niederlage ist beschämend. Was Bynum und Odom gemacht haben ist nicht zu akzeptieren. Man muss wie ein Meister gewinnen und verlieren können. Das hatte keine Klasse." Nowitzki attestierte der aufgewühlte Ex-Star eine "phantastische Serie" und forderte gleichzeitig einen radikalen Umbruch bei seinem ehemaligen Arbeitgeber. Der wird nun unerwartet früh mit dem Abschied des erfolgreichsten Coaches der NBA-Geschichte kommen. Für Lakers-Trainer Phil Jackson, der schon elf Titel gewonnen hat, war die Schmach von Dallas sein letztes Spiel an der Seitenlinie. In der Playoff-Geschichte der nordamerikanischen Profiliga NBA lagen Teams in "Best-of-Seven"-Serien 98 Mal mit 0:3-Niederlagen zurück - 98 Mal konnten sie den Rückstand nicht mehr wettmachen.
"Ich habe in dieser Liga schon so viel gesehen, deshalb möchte ich nicht der Erste sein", hatte Nowitzki gewarnt. Mit seinen Mavericks hat der 32-Jährige schon so viele unmöglich scheinende Enttäuschungen erlebt, dass er selbst angesichts der überschäumenden Begeisterung von 21 156 Dallas-Fans im American Airlines Center zunächst lieber vorsichtig blieb.
Bundestrainer Dirk Bauermann verfolgt den Siegeszug von Nowitzki und Co. unterdessen mit gemischten Gefühlen. "Dirk hat zwar für die EM zugesagt, aber immer die Einschränkung gemacht, dass sein Körper es erlaubt zu spielen", sagte er im Online-Portal "Spox.com" mit Blick auf die Europameisterschaft in Litauen. Doch Bauermann stellte auch begeistert fest: "Für mich gehört er zu den großen Drei auf der Welt, neben Kobe Bryant und LeBron James."