Christine Theiss: "Klischees sind zum Spielen da"

AZ: Sagen Sie mal, Frau Theiss, was sind denn das für Fotos, die Sie da im Vorfeld Ihres 21. WM-Kampfes am Freitag zusammen mit Sat1-Moderatorin Andrea Kaiser gemacht haben. Sie im pinken Kleid in der Umkleide, mit High Heels, auffallend geschminkt und in heißer Action – da geht’s doch schon wieder um Sex! Was sollen die Posen uns sagen?
CHRISTINE THEISS: (lacht) Also, die Fotos, die ich gesehen habe, gefallen mir. Auch wenn das sicherlich nicht mein Kleidungsstil ist.
Aber die Posen?
Man stellt uns ja öfter als Püppchen dar - aber das sind wir nicht! Wir bedienen damit einfach ein paar Klischees. Klischees sind zum Spielen da. Das Shooting hat wirklich Spaß gemacht. Andrea und ich sind gute Freundinnen. Da nimmt man sowas gerne mit.
Das Shooting soll auf den Kampf am Freitag aufmerksam machen, Sie treten erstmals in Berlin an, Sat1 überträgt den Fight gegen Sanja Samardzic ab 23.15 Uhr.
Ich Freude mich, dass wir jetzt nach Berlin gegangen sind. Das hätten wir vor drei Jahren vielleicht noch nicht machen können. Aber die Leute hier Freude sich extrem drauf.
Für 2012 wird es Ihr letzter Kampf. Wie sieht es aber mit dem kommenden Jahr aus?
Auch wenn manche schon von einem Karriereende 2012 geschrieben haben, steht meine Aussage, dass ich 2013 noch kämpfen werde. Das ist fest eingeplant.
Ihre TV-Karriere geht parallel weiter?
Ja, aber immer so, dass es mit dem Sport vereinbar bleibt.
Und wann kann man mit Nachwuchs rechnen?
Das Problem, solange man noch Sportler ist, ist ja nicht das Kinderkriegen, sondern das Schwangersein. Und Kinder gibt's nun mal nicht an der Supermarktkasse.
Zumindest eine Nachfolgerin für Sie scheint aber schon gefunden. Die Münchner Bundespolizistin Julia Irmen. Eine gute Wahl?
Julia und ich kennen uns schon ewig. Sie ist ein großartiger Gewinn für diesen Sport und ich bin froh, dass sie dem Amateur-Boxen den Rücken gekehrt hat. Sie benötigt noch etwas Zeit. Sie muss sich erstmal reinfinden und die Aufmerksamkeit langsam steigern. Klar ist, dass sie eine grandiose Nachfolgerin wäre.
Noch ein trauriges Thema: In dieser Woche hat sich der Tod Ihres guten Freundes und Kickbox-Kollegen Besim Kabashi gejährt. Denken Sie deshalb im Moment öfter an seinen Selbstmord?
Ja, ich habe in letzter Zeit viel an ihn gedacht. Am Donnerstag vor einer Woche habe ich einen Werbespot ausgerechnet in der Halle gedreht, in der ich zum letzten Mal mit Besim ein Fotoshooting gemacht habe. Ohne ihn ist es einfach nicht mehr das Gleiche. Es vergeht keine Fight Night, ohne dass man nicht an ihn denkt.
Wie gehen Sie seit seinem Tod mit der Erkrankung Depression um? Immerhin sind Sie ja selbst Ärztin.
Das krasse ist, dass man noch mehr Demut vor Depressionen hat. Auch wenn man immer glaubt, dass man die Anzeichen dafür doch eigentlich sehen müsste, ist dem nicht so. Man war stundenlang mit ihm zusammen und hat doch nichts gemerkt.