Canossa liegt in Köln

EHC nimmt alle Schuld für die Fristversäumnis auf sich und startet nun den Bettelgang zur DEL: „Wir tun alles Menschenmögliche.“
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Der Schock sitzt tief beim EHC München.
Rauchensteiner/Augenklick Der Schock sitzt tief beim EHC München.

EHC nimmt alle Schuld für die Fristversäumnis auf sich und startet nun den Bettelgang zur DEL: „Wir tun alles Menschenmögliche.“

MÜNCHEN Der EHC hat in in der Meister-Saison viele schon verloren geglaubte Spiele noch drehen können.

Jetzt aber müssen es die Vereinsbosse den Spielern nachmachen, denn sie haben es verbockt. Die Rede ist vom Aufstieg des Zweitligameisters in die DEL. Den Münchnern wurde wegen der Versäumung der Einreichungsfrist (11. Mai) für eine Bürgschaft von 816000 Euro die Lizenz verweigert. „Wir hatten da keinen Spielraum, die Statuten sind eindeutig“, sagte Ligenleiter Gernot Tripcke der AZ.

Jetzt müssen die Fristversäumer auf Betteltour bei der DEL gehen, den Gang nach Canossa antreten. Canossa liegt für den EHC in Köln – dort hat die DEL ihren Sitz.

Los ging es mit einer Selbstgeißelung. Der EHC nahm alle Schuld auf sich. „Die Geschäftsführung des EHC München ist fälschlicherweise davon ausgegangen, dass bestimmte Unterlagen, dazu zählte auch die Bürgschaft, noch nach dem 11. Mai 2010 eingereicht werden können. Das war offensichtlich nicht der Fall“, gab EHC-Sprecher Carsten Zehm als offizielle Vereinsmitteilung heraus.

Die Geschäftsführung, das ist Präsident Jürgen Bochanski. Er brach eine Auslandsreise (Spanien) ab, jettete zur Schadensbegrenzung nach München, telefonierte mit Tripcke und DEL-Wirtschaftsprüfer Volker Neumann. „Wir haben höflichst klar gemacht, dass wir weiter in die DEL wollen“, erklärte Bochanski, der gestern die Bürgschaft nachreichte. „Wir haben gefragt, welche mögliche Lösungen es noch gebe.“

Faktisch gibt es nur noch eine Lösung. Die Gesellschafter der DEL müssten in einer Versammlung einstimmig beschließen, dass sie ihre Statuten (in denen die Fristen und das Prozedere der Lizenzierung geregelt sind) außer Kraft setzen und München den Weg in die DEL ermöglichen. Sie müssten eine Lex München schaffen.

„Das wäre ein denkbarer Weg“, sagte Tripcke. „Wir haben einen Fehler gemacht, aber man sieht ja, dass wir willens sind und auch die Mittel haben, um das zu stemmen“, sagte Detlef Dörrie, der Beiratsvorsitzende des EHC.

Doch will man in der DEL den EHC überhaupt noch?

Die DEL, bei der Vereine wie Krefeld, Kassel, Köln und Frankfurt extreme Finanzprobleme haben, wäre jetzt nach dem Rückzug von Duisburg und dem mehr als wahrscheinlichen Ausschluss von Kassel der schon seit langem anvisierten 14er-Liga sehr nahe. Eine Aufnahme Münchens würde wieder die 15er-Liga bedingen. Die will man aber auf keinen Fall.

Zudem gelten Ingolstadt und die Eisbären Berlin nicht als Freunde eines Münchner Modells. Bei den Eisbären ist Detlef Kornett Vertreter des Gesellschafters der Anschutz Entertainment Group (AEG). Der AEG gehörten auch die München Barons an, bis Kornett im Jahre 2002 die Barons nach Hamburg transferierte. Damals verkündete Kornett: „Spitzeneishockey ist in München nicht finanzierbar.“ Andere Vereine wie Augsburg, Nürnberg und Straubing erhoffen sich hingen klare Vorteile von einer DEL mit Münchner Beteiligung. Doch die Zustimmung muss einstimmig erfolgen. Der EHC muss nun Lobbyarbeit leisten, um seinen eigenen Fehler noch auszubügeln.

„Wir tun alles Menschenmögliche“, verspricht Bochanski, der den Gang nach Köln-Canossa antritt. Um den EHC, um Eishockey in München, aber auch seinen Posten zu retten.

Matthias Kerber

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