Buschbaum: „Herrliche Eier, schöne Morgenlatte“

MAINZ - Aus Frau wird Mann: Ex-Stabhochspringerin Balian Buschbaum erzählt seine Geschichte. „Mein Leben“ heißt es im Untertitel des Buches. Und es ist wahrlich kein herkömmliches Leben, das er da beschreibt.
Er hat ein bisschen was von Til Schweiger. Kurzhaar, verschmitztes Grinsen, sexy Mukkis - und viel nackte Haut. Auf dem Cover seines Buchs trägt Balian Buschbaum nur einen schwarzen Schal um den Hals und ein Schweißband ums linke Handgelenk. Über dem Nackedei steht: „Blaue Augen bleiben blau“. Untertitel: „Mein Leben“. Und es ist wahrlich kein herkömmliches Leben, das er da beschreibt.
Balian Buschbaum war einmal Yvonne Buschbaum. Olympia-Sechste, WM-Siebte, EM-Dritte und mehrfache deutsche Meisterin im Stabhochsprung. Bestleistung: 4,70 Meter. Das ist ein paar Jahre her. Im November 2007 beendete die Sportlerin ihre Karriere. Und wurde ein Mann.
27 Jahre lang fühlte sich der Leichtathlet „im falschen Körper“. Eine Hormonbehandlung, eine mehr als neunstündige Unterleibsoperation, weitere Eingriffe an der Brust und ein langer Papierkrieg haben die Geschlechtsumwandlung und die Namensänderung schließlich möglich gemacht. Zwei Jahre nach dem Bekenntnis zur Transsexualität hat Buschbaum nun aufgeschrieben, wie er zum Mann wurde. Entstanden ist dabei ein offenes, anrührendes, sehr intimes Buch.
„Ich habe mein Gleichgewicht gefunden, ich bin wirklich angekommen“, sagte der 29-Jährige, der inzwischen Stützpunkttrainer in Mainz ist, in einer RTL-Sendung. „Es ist ganz, ganz wichtig, dass man seinen Weg geht und das man ihn ohne Geheimnisse geht.“ Es war ein langer, oft quälender Weg für Buschbaum bis zu jenem Tag, als er – ausgestattet mit dem ersehnten „neuen Freund“ - erstmals beim Training erschien. Da saßen seine Sportlerinnen und Trainer-Kollegen mit angezündeten Wunderkerzen und hatten ein Spruchband aufgehängt: „Happy Birthday. Willkommen im neuen Leben.“ Buschbaum bekam einen selbst gebackenen Hefemann mit stacheligen Haaren aus Schoko-Mikadostäbchen „und einen riesigen Marzipan-Penis“.
Todesangst hatte er vor der OP in Potsdam, doch er machte sich Mut: „Es ist nicht die Zeit zum Sterben. Ich werde leben. Mehr als je zuvor.“ Aus Teilen des Unterarms wurde von den Ärzten ein Penis konstruiert, später wurde eine Penispumpe implantiert, mit deren Benutzung Buschbaum – wie er ausführlich und humorvoll beschreibt - beim ersten Mal so seine Probleme hatte. Als er aus der Narkose erwachte, schickte er seinen Freunden eine SMS: „Mit Stolz kann ich verkünden, dass ich nun vollständig ausgestattet bin. Ich erwachte mit zwei herrlichen Eiern und einer stabilen Morgenlatte. Was will Mann mehr zum Frühstück?“
Sein Leben lang muss er sich Testosteron spritzen lassen. Mit Ende Zwanzig erlebte er seine zweite Pubertät und schrieb so schöne Sätze wie: „Ich bin in mir stimmig. Außerdem hört mein Hund nun wesentlich besser auf mich.“ Jetzt könne er endlich darüber reden, „über meine Einsamkeit, meine Verzweiflung und die unendliche Wut, die mich aber dazu brachte, einen Weg aus dem Sklavendasein hinaus zu finden.“
Er wolle mit dem Buch seine Geschichte nicht vergolden, sondern andere, die noch nicht so weit seien, sich aus ihren Fesseln befreien zu können, unterstützen. Die Widmung im Buch lautet: „Für Dich“. tbc