Büffeln und baggern

Max Günthör steht mit Hachings Volleyballern im Meisterschaftsfinale – doch der Student arbeitet schon an der Zeit nach der Karriere
Reinhard Franke |
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Die zwei Welten des Max Günthör: Als Student der „Produktion und Automatisierung“ büffelt er an der Universität (l.), im Hauptberuf schlägt er den Volleyballern von Generali Haching (r.) Bälle übers Netz.
AZ/Feindt, Rauchensteiner Die zwei Welten des Max Günthör: Als Student der „Produktion und Automatisierung“ büffelt er an der Universität (l.), im Hauptberuf schlägt er den Volleyballern von Generali Haching (r.) Bälle übers Netz.

Unterhaching - Ganz entspannt schlendert Max Günthör über den Uni-Campus. In rotem Ringelshirt, Jeans und Sportschuhen. So in etwa stellt man sich einen Studenten vor. Dass Günthör sich gleich in der Bibliothek in Fachliteratur vertiefen wird – eine nette Abwechslung für den 2,08-Meter-Mann. Denn Trainingsanzug und Trikot bleiben heute mal im Schrank. Dafür büffelt Günthör an seiner Karriere nach dem Sport.


Auf dem Volleyballfeld könnte es für den Kapitän von Hachings Volleyballern und sein Team kaum besser laufen. Die Hachinger spielen am Samstag im dritten Meisterschaftsfinale gegen die Recycling Volley Berlin (19.30 Uhr, Halle am Utzweg) und können damit einen entscheidenden Schritt Richtung Titelgewinn machen. Günthörs Zukunft ist offen – womöglich wird er Haching verlassen, sobald er den Uni-Abschluss hat. Noch einmal Geld machen, ehe er sich beruflich neu orientiert.

Denn wenn es sportlich mal nicht mehr so gut laufen sollte, hat Günthör eine Alternative parat: Für den 26-Jährigen, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, gibt es nämlich noch ein erfülltes Leben neben dem Volleyball – und schon konkrete Überlegungen für die Zeit nach der Karriere. „Im Trainerjob wird man mich definitiv nicht sehen. Ich will später nicht im Volleyballsport arbeiten“, sagt Günthör. „Wenn meine Karriere zu Ende ist, dann will ich nicht mehr in der Halle stehen.“

Deshalb drückte Günthör in den vergangenen Jahren nebenher erfolgreich die Schulbank. Seit dem Wintersemester 2008/2009 studierte er an der Hochschule für angewandte Wissenschaft in München „Produktion und Automatisierung“. Und er erklärt auch gleich, worum es dabei geht: „Man macht sich Gedanken, wie man ein Produkt am schnellsten und effizientesten herstellen kann.“
Im Team von Trainer Mihai Paduretu gehörte Günthör in den letzten Jahren immer zu den Besten. Trotz der Doppelbelastung war er auch im Studium erfolgreich. „Ich habe es meistens geschafft, dass ich zwei bis drei Mal die Woche zu den Vorlesungen gegangen bin“, sagt Günthör, der aus Friedrichshafen stammt. „Wenn es zeitlich gepasst hat, war ich immer da.“ Dann fügt er noch hinzu: „Die letzten zwei Jahre war es natürlich kritischer, weil wir da Champions League gespielt haben.“

Günthör steht kurz vor dem Abschluss, muss noch eine Bachelorarbeit schreiben und an einem Industrieseminar teilnehmen, dann ist er fertig. „Wenn alles perfekt läuft, bin ich im September mit allem durch. Ich bin jetzt im achten Semester, Regel-Studienzeit sind sieben, also nur eins darüber.“ Er weiß, wem er das zu verdanken hat, dass es so schnell ging: Fünf gute Freunde haben ihn dabei unterstützt, „sonst hätte ich das alles nicht geschafft“. Und er spüre sogar ein wenig Genugtuung, sagt er. Günthör erinnert sich an seinen Start an der Uni: „Ein Professor sagte immer zu mir, wenn ich nicht regelmäßig in seine Vorlesungen komme, werde ich den Kurs nie bestehen. Ich habe ihn dennoch bestanden.“ Ursprünglich sollte es aber nur ein kleiner Zeitvertreib neben dem Volleyball sein.“ Kein Wunder, dass Günthör nun umso stolzer ist, es bald geschafft zu haben. „Als ich angefangen habe, habe ich nicht im Traum daran gedacht, dass ich damit irgendwann mal fertig werde.“

 

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