Budgetstreit: Pleite für Ferrari

Rennstall scheitert im Machtkampf mit Weltverband FIA mit einem Eilantrag vor Gericht. Daraufhin droht das team erneut mit einem Komplett-Ausstieg aus der Formel 1.
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Auch ein Gegner der Budgetobergrenze: Rekord-Weltmeister Michael Schumacher.
dpa Auch ein Gegner der Budgetobergrenze: Rekord-Weltmeister Michael Schumacher.

PARIS - Rennstall scheitert im Machtkampf mit Weltverband FIA mit einem Eilantrag vor Gericht. Daraufhin droht das team erneut mit einem Komplett-Ausstieg aus der Formel 1.

Einspruch abgelehnt: Im Formel-1- Machtkampf hat ein Pariser Gericht dem beleidigten Branchenführer Ferrari eine Abfuhr erteilt. Die Kammer wies am Mittwoch den Antrag der Scuderia zurück, die mit einer Einstweiligen Verfügung das neue Reglement für 2010 stoppen wollte. „Das Risiko eines unmittelbar eintretenden Schadens, der abgewendet werden muss, oder juristischer Probleme besteht nicht“, erklärte Richter Jacques Gondrand de Robert in seiner Urteilsbegründung.

„Kein Teilnehmer sollte seine Interessen über jene des Sports stellen, in dem sie gegeneinander antreten“, kritisierte FIA- Präsident Max Mosley, der gestärkt aus dem längst eskalierten Konflikt um eine Budgetgrenze hervorging. Der Internationale Automobilverband, die Teams und die kommerziellen Partner „werden nun die Arbeit fortsetzen, um das Wohlergehen der Formel 1 im Jahr 2010 uns daüber hinaus zu sichern“, kündigte Mosley an. Ferrari aber will nicht klein beigeben und erneuerte kurz nach der juristischen Pleite seine Ausstiegsdrohung. Wird kein Kompromiss erzielt, will sich die Scuderia nicht für das nächste WM-Jahr anmelden. Zudem behalten sich die Italiener weitere rechtliche Schritte gegen die Regelreform der FIA vor. Die Beschlüsse des Verbands seien „einseitig ohne Respekt für die vereinbarten Prozeduren“ getroffen worden, kritisierte Ferrari.

FIA-Boss Mosley: "Der Glaube, Ferrari sei unersetzlich, ist Nonsens"

Das Gericht akzeptierte zwar weitgehend das Veto-Recht von Ferrari, stimmte aber wiederum mit der FIA überein, dass die Scuderia dies viel früher hätte nutzen sollen. Damit scheiterte auch der Versuch der sportlich taumelnden und sportpolitisch nun ebenfalls angeschlagenen Italiener, den auf 29. Mai festgesetzten Ablauf der Anmeldefrist für die neue Saison zu kippen. FIA-Chef Mosley ließ sich bislang von den Rückzugsdrohungen nicht beeindrucken. „Der Glaube, Ferrari sei unersetzlich, ist Nonsens“, meinte der Brite. Allerdings hatten auch Renault, Toyota sowie Dietrich Mateschitz als Eigentümer von Red Bull und Toro Rosso mit ihrem Ausstieg gedroht. BMW lehnt die Regelreform, nach der Teams mit einem Etat von maximal 45 Millionen Euro mit technischen Vorteilen belohnt werden, ebenfalls ab.

Ferrari giftet gegen neue Formel-1-Interessenten

Ferrari hat sich in dem eskalierten Konflikt tief in den Schmollwinkel zurückgezogen. Ausgerechnet am Tag der Entscheidung von Paris veröffentlichte der Konstrukteursweltmeister auf seiner Homepage eine Meldung voll beißender Polemik gegen die von der Aussicht auf eine Budgetgrenze angelockten Formel-1-Interessenten. Man finde keinen „sehr berühmten Namen“ darunter, ätzte der Traditionsrennstall. „Kann eine Weltmeisterschaft mit Teams wie diesen – bei allem Respekt – den gleichen Wert haben wie die heutige Formel 1, in der Ferrari, die großen Automobilhersteller und Teams, die die Geschichte dieses Sports begründeten, gegeneinander antreten“, hieß es weiter. „Es wäre schön, wenn es wieder mehr Sport und weniger Politik geben würde“, meinte kurz nach der Urteilsverkündung Ferrari-Pilot Felipe Massa auf dem Podium der offiziellen FIA-Pressekonferenz vier Tage vor dem Klassiker in Monte Carlo.

Mindestens ein halbes Dutzend Rennprojekte aus anderen Serien hat für den Fall eines Etatlimits Pläne für ein Formel-1-Engagement bestätigt. Weil für die neue Saison nur Platz für 13 Teams ist, hat Mosley die revoltierenden Teams bereits gewarnt, die Anmeldefrist verstreichen zu lassen. „Wenn es keinen freien Platz mehr gibt, dann können sie auch keinen bekommen“, sagte der 69-Jährige. Auch wegen der potenziellen Neueinsteiger wehrt sich die FIA gegen eine Verlängerung der Einschreibefrist, um diesen ausreichend Zeit und Rechtssicherheit zur Vorbereitung auf die neue Saison zu geben. Das Urteil von Paris dürfte dem FIA-Chef Genugtuung bereiten. Schon zuvor hatte er versichert, für den Fall eines Ferrari-Erfolgs sofort in die Berufung zu gehen. „Wenn wir sagen würden, die Formel 1 funktioniert nicht ohne Ferrari, dann könnten sie alle Regeln diktieren. Das geht nicht“, erklärte Mosley. Bei einem Krisentreffen am vergangenen Freitag hatten der Verband, Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und die zehn aktuellen Rennställe vergeblich um eine Lösung des Disputs gerungen. Mosley gab den Protestlern eine Woche Zeit, um einen Gegenvorschlag zu der beschlossenen Budgetgrenze vorzulegen.

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