Brink/Reckermann: Beach Boys mit Gummipuppen

Die Olympiasieger Jonas Reckermann und Julius Brink erzählen von ihren ganz besonderen Glücksbringern – und warum ihre große Gold-Feier in London früh im Sand verlief.
von  Oliver Trust
„Der Beachvolleyball-Gott war heute auf unserer Seite“, freute sich Beach-Boy Julius Brink gemeinsam mit Jonas Reckermann und hübscher Begleitung über den Gold-Triumph und den Sieg über die favorisierten Brasilianer.
„Der Beachvolleyball-Gott war heute auf unserer Seite“, freute sich Beach-Boy Julius Brink gemeinsam mit Jonas Reckermann und hübscher Begleitung über den Gold-Triumph und den Sieg über die favorisierten Brasilianer. © dpa

Bevor sie die Frage nach ihrem Erfolgsgeheimnis in Verlegenheit stürzte, hatten Julius Brink und Jonas Reckermann getanzt und gejubelt. Im Kabinengang wartete das deutsche Hallen-Volleyball-Team und viele andere deutsche Athleten zur ersten Party einer langen, traumhaften Nacht. Zum ersten Mal gewann ein Beach-Volleyball-Duo aus Europa Olympia-Gold. Und sie hatten nicht irgendwen 23:21, 16:21 und 16:14 in einem packenden Finale geschlagen, sondern „das beste Team der Welt“ (Brink), die Brasilianer Alison Cerutti und Emanuel Rego. Schließlich kam die Frage nach dem Geheimnis ihres Erfolges.
„Ich weiß gar nicht, ob ich das sagen kann – die Oma schaut sicher zu“, sagte Brink. „Besser nicht“, antwortete Team-Kollege Reckermann. Brink tat es doch – und löste schallendes Gelächter aus. Vor den Spielen bezogen die beiden ein Apartment in der Nähe des Beach-Stadions, konnten sich aber nicht darüber einigen, welche Glücksbringer sie sich anschaffen sollten. „Ich weiß gar nicht, wie das auf Englisch heißt“, sagte Brink. „Love-Doll, glaube ich“, sagte er. Die Dolmetscherin neben den beiden begann zu erröten und fragte später, ob sie das wirklich weiter übersetzen müsse.
Die beiden bestellten sich zum Abschluss ihrer Glücksbringer-Diskussionen Gummipuppen im Internet, ließen diese in ihr Apartment liefern und zogen sie „mit unserer offiziellen Beachkleidung an“.
Die Glücksbringer gingen allerdings verloren. Als Brink/Reckermann das Quartier wechselten, zogen die deutschen Beach-Frauen dort ein. Man kann sich deren Erstaunen beim Anblick der Gummipuppen vorstellen. „Ich sage jetzt lieber nicht, wie die Gummipuppen danach aussahen“, sagte Brink.
Die Gummipuppen-Story zeigt, wie viel Spaß das Duo hat. Spaß bei all der harten Arbeit, die sie in ihren Sport stecken, und der sie zu der Leistung führte, die sie ablieferten. In London verloren sie kein einziges Spiel. Ihre Gegner wunderten sich, wie wenig Fehler ihnen unterlaufen. Über eine Stunde im tiefen Sand herum zu hechten, zu Blocks und Schmetterschlägen in die Luft zu springen, ist extrem anstrengend. „Dieses Finale war unglaublich. Wir haben nur Silber gewonnen, aber wir haben geholfen, zu zeigen, dass Beach-Volleyball ein neues Niveau erreicht hat. Der Sport wird ernster genommen“, sagte Emanuel Rego.
Der Mann gewann dreimal Gold bei Olympia. Jetzt saß er mit Spielpartner Cerutti, einem 2,03-Meter-Hünen, der ob seiner vernichtenden Schmetterschläge und seiner bulligen Figur den Beinamen „Mammut“ trägt, da und weinte. Brasilianische Journalisten mussten mit Taschentüchern aushelfen.
„Es ist einfach irre“, berichtete hingegen Reckermann überglücklich. Drei Jahre detailversessene Trainingsarbeit lag in dem Moment hinter den Weltmeistern von 2009. Als Brink und Reckermann im dritten Satz bei 14:14 in einer Sackgasse angekommen schienen, erinnerten sie sich an die Arbeit mit einem Sportpsychologen, der ihnen half den Weg zurück in den „Konzentrations-Tunnel“ zu finden und „verlorenen Bällen, nicht hinterher zu trauern“ (Brink).
„Es ist ein Triumph für das europäische Beach-Volleyball", sagte Reckermann. „Den wollen wir jetzt genießen.“ Das klappte dann auch. Allerdings nur relativ kurz, um drei Uhr morgens war es für die Feierbiester schon vorbei mit der Beachparty. Dann schloss der Club. Sperrstunde in England. Für Olympiasieger, Gummipuppen und alle anderen.

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