Box-Ikone Tyson: Drogen, Exzesse und ein falscher Penis
Box-Ikone Iron Mike Tyson bringt seine Biografie auf den Markt – und rechnet mit sich selbst ab. "Ich habe völlig den Verstand verloren."
Las Vegas - Jüngster Schwergewichts-Weltmeister aller Zeiten, Terror des Boxsports, Kannibale, Straßenräuber, verurteilter Vergewaltiger, der böseste Mensch des Planeten, Orgien-Feierer, Frauen-Serienvernascher, Lügner, Verprasser von 300 Millionen, Pleitegeier, Junkie, trauernder Vater, depressiv, Selbstmordversuche. Das Leben des Mike Tyson ist wie eine diabolische Achterbahnfahrt mit Endstation in der Hölle. Jetzt hat der 47-Jährige, der pleite ist, der erst seit einigen Wochen clean ist, seine Autobiografie "Unbestreitbare Wahrheit" veröffentlicht.
Es ist eine schonungslose Abrechnung mit sich selbst, ein erschütterndes Dokument eines Lebens zwischen Himmel und Hölle, ein Leben voller Drogen, Exzesse und einem falschen Penis.
Der Amerikaner verrät in den Buch, dass er sogar vor Kämpfen Kokain nahm und mit einem falschen Penis mit sauberem Urin die Doping-Tester narrte. "In meinem Team war ein Mann immer damit betreut, bei den Kämpfen den ,Whizzer' (US-Slangausdruck für Wasser lassen) dabei zu haben, das war eine Penisattrappe, die wir mit fremdem Urin gefüllt hatte, so konnte ich die Tester täuschen", sagt Tyson, der aber nach seinem Kampf gegen Andrew Golota trotzdem positiv auf Marihuana getestet und zu einer Strafe von 200000 Dollar verurteilt wurde. "Unser Mann kam nicht mehr an mich ran, er konnte mir den ,Whizzer' nicht mehr übergeben."
Tyson berichtete auch, vor der legendären Pressekonferenz mit Lennox Lewis im Januar 2002 in New York Kokain genommen zu haben. "Ich habe völlig den Verstand verloren", schrieb der 47-Jährige: "Ich habe zu ihm rübergeschaut und wollte ihn schlagen."
Bei der folgenden Auseinandersetzung biss der Skandalboxer Lewis ins Bein. Im vergangenen Sommer hatte Tyson bei seinem Debüt als Box-Promoter bereits schwerwiegende Suchtprobleme zugegeben. "Ich stehe an der Schwelle des Todes, denn ich bin ein krankhafter Alkoholiker", sagte er damals, "ich möchte nüchtern sein, ich will nicht sterben."
Iron Mike war 1992 wegen Vergewaltigung verurteilt worden. Endgültig zum Skandalboxer wurde er 1997, als er seinem Gegner Evander Holyfield ein Stück vom Ohr abbiss. Auch sein früherer Promoter Don King bekommt in der Autobiographie sein Fett weg: "Wenn ich an all die schrecklichen Dinge denke, die er mir angetan hat, könnte ich ihn noch immer umbringen." Tyson, wie er leibt, lebt – und schreibt.
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