Boll und der Ball - Eine Klasse für sich

Im ersten rein deutschen Endspiel der EM-Geschichte besiegt Timo Boll seinen Mannschaftskollegen Patrick Baum. Boll sichert sich den vierten Einzeltitel nach 2002, 2007 und 2008 und das insgesamt 13. EM-Gold.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Meister aller Klassen: Timo Boll befindet sich zur Zeit in bestechender Form.
dpa Meister aller Klassen: Timo Boll befindet sich zur Zeit in bestechender Form.

OSTRAU - Im ersten rein deutschen Endspiel der EM-Geschichte besiegt Timo Boll seinen Mannschaftskollegen Patrick Baum. Boll sichert sich den vierten Einzeltitel nach 2002, 2007 und 2008 und das insgesamt 13. EM-Gold.

Timo Boll machte einen Freudensprung und streckte jubelnd beide Arme in die Höhe: Deutschlands Tischtennis-Star ist nach einem perfekten Turnier zum dritten Mal Europameister aller Klassen. Nach dem Mannschaftstitel und Gold im Doppel bezwang der nun 13-malige Europameister seinen Klubkollegen Patrick Baum im ersten deutschen Finale der Turniergeschichte souverän mit 4:1. Schwedens Idol Jan-Ove Waldner (11 Titel) hatte der alleinige Rekordchampion bereits am Samstag abgehängt, nun ist der Düsseldorfer auch der erste Spieler mit vier Einzeltiteln.

Boll wirkte nach dem Triumph erleichtert, stieß nur einen kleinen Siegesschrei aus. „Ich bin überglücklich, dass ich es wieder geschafft habe. Ich habe Top-Niveau gezeigt und kann jetzt erstmal ein bisschen feiern. Das ist super“, sagte Boll nach dem 22. Sieg in seinem 22. Match. „Die Jungspunde legen immer los wie die Feuerwehr. Wahnsinn, wie gut der Patrick drauf war bei dieser EM. Die Jungs waren klasse.“

Schon im Halbfinale hatte Boll einen Angriff aus dem eigenen Lager abgewehrt. Sein Doppelpartner Christian Süß war beim 1:4 keineswegs chancenlos, verspielte aber wiederholt hohe Führungen. „Das ist sehr ärgerlich“, sagte der große Fußball-Fan: „Den Tag kann nur ein Schalker Sieg im Derby gegen Dortmund retten.“ Das sah BVB-Anhänger Boll natürlich anders.

Baum war die Überraschung des EM-Turniers. Der 23-Jährige schaltete Titelanwärter Wladimir Samsonow (Weißrussland) aus, dann räumte er Österreichs Ex-Weltmeister Werner Schlager aus dem Weg. Boll war aber noch eine Nummer zu groß. „Dennoch ist es der größte Tag meiner Karriere“, sagte Baum. Er war 2005 Jugend-Weltmeister geworden, jetzt schaffte er den Durchbruch. Für Boll war es das dritte Triple nach 2007 und 2008.

Jörg Roßkopf saß während des Finales auf der Tribüne, denn das Coaching verkniff sich das Trainerteam, um niemanden zu bevorzugen. „Es war hier ein idealer Start für mich“, sagte der neue Herren-Bundestrainer. `So darf es auch gerne in Zukunft weitergehen.

Bei Boll und Süß war der Jubel nach dem vierten Doppel-Gold in Serie verhalten ausgefallen. Waldner mit dem 4:0 gegen die Dänen Kasper Sternberg/Jonathan Groth hinter sich zu lassen, bedeutete ihm nicht viel. „Ich bin kein Statistik-Jäger. Vielleicht interessiert mich das, wenn ich irgendwann einmal aufhöre“, sagte Boll. „Titel werden schnell wieder vergessen.“

Dies könnte mit dem Sieg tatsächlich geschehen, denn Emotionen und mitreißende Spiele blieben im Doppel-Wettbewerb Fehlanzeige. `Viermal hintereinander – das ist das ganz Besondere", sagte denn auch Süß, selbst inzwischen achtmaliger Europameister. Die Pokale und Weinflaschen für das Parade-Duo landeten nach der Siegerehrung schnell in den Sporttaschen. „Die Dominanz wird langweilig“, sagte DTTB-Präsident Thomas Weikert.

Dies empfand auch Jan-Ove Waldner so, der sich aus Stockholm zu Wort meldete. „Am Ende wird Boll mehr als 20 EM-Titel haben“, sagte der 44-Jährige. „Aber WM und Olympia, das zählt. 2012 in London wird die Chance seines Lebens. Er kann Olympiasieger werden.“ Olympia-Medaillen oder Edelmetall im WM-Einzel hat Boll nicht vorzuweisen.

Obwohl das Aushängeschild des deutschen Tischtennis wieder einmal der absolut dominierende Mann war, zog Dirk Schimmelpfennig eine zweischneidige Bilanz des Turnierverlaufs. „Ich habe einen gravierenden Unterschied gesehen: Unsere Herren haben immer selbst bestimmt, was passiert. Das habe ich bei den Damen vermisst. Zielstellung bei den Männern ist eine Olympia-Einzelmedaille.“ Das Damen-Team kehrte ohne Medaille zurück.

Den Damentitel sicherte sich Wiktoria Pawlowitsch aus Weißrussland. Im Doppel gewannen Ruta Paskauskiene (Litauen) und Oksana Fadejewa (Russland). sid

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.