BMW und der lange Weg zu den (Mercedes-)Sternen
Was die Münchner noch vom Weltmeister-Team aus Stuttgart lernen müssen – in punkto Titelkampf, Fahrer und Mannschafts-Personal.
SAO PAULO Vielleicht war es ganz gut, dass sich an diesem Wochenende ohnehin kaum jemand für BMW interessierte, weil es nur um den dramatischen WM-Kampf zwischen Lewis Hamilton und Felipe Massa ging. So ist fast untergegangen, dass das BMW-Sauber-Formel-1-Team in Sao Paulo am Sonntag das schlechteste Resultat seit fast zwei Jahren eingefahren hat. Und dennoch ist das Fazit des BMW-Motorsportdirektors Mario Theissen schlimm genug. „Robert Kubica hatte am Ende Probleme, die wir noch nicht verstehen.“
Tatsächlich lag Kubica im BMW vor dem vorletzten Rennen in Shanghai nur zwölf Punkte hinter Hamilton im Mercerdes und hatte sogar noch Außenseiter-Chancen auf den WM-Titel. Nach seinem desolaten elften Platz von Sao Paulo verspielte der Pole sogar noch den dritten WM-Rang. Auch BMW fiel zurück. Zuletzt war Renault regelmäßig schneller.
Nächstes Jahr möchte BMW unbedingt mitspielen im Konzert der ganz Großen, um den Titel kämpfen und in der Konstrukteurs-WM Mercedes überholen. Doch der Weg zu den (Mercedes-)Sternen ist für BMW ein langer. Was die Stuttgarter den Münchnern noch voraus haben:
ERFAHRUNG IM TITELKAMPF
McLaren hat seit 1966 zwölf Fahrer-Weltmeisterschaften mit wechselnden Motorenpartnern gewonnen. Hamiltons Triumph war der dritte Titel, seit Mercedes 1995 bei den Briten eingestiegen ist. BMW-Sauber existiert erst seit drei Jahren, diese Saison erst gewannen sie in Montreal das erste Rennen. McLaren gewann insgesamt 162 Rennen.
FAHRER
Theissen schaffte es nicht, den zweimaligen Weltmeister Fernando Alonso für die kommende Saison zu BMW zu lotsen. Alonso gilt als mindestens genauso talentiert wie Mercedes-Wunderkind Hamilton. Zusammen mit Kubica hätten die beiden „ein Traum-Team“ abgeben können, wie Willy Weber, der Manager von Rekordchampion Michael Schumacher, glaubt. Stattdessen darf sich Nick Heidfeld noch ein Jahr bei BMW probieren. Doch der schaffte bei 150 Versuchen in der Formel 1 keinen Sieg.
PERSONAL
McLaren verfügt in Nick Fry, Steve Hallam, Paddy Lowe und Neill Oatley gleich vier hervorragende Techniker. BMW hat an der Spitze den erfahrenen und als clever geltenden Willy Rampf, der in der kommenden Saison allerdings ins zweite Glied rücken möchte. Der neue Technikchef Walter Riedl ist unerfahren. „Um im Tempo von McLaren-Mercedes entwickeln zu können, muss ein Team einen Techniker haben, der das Auto durch und durch versteht, sagt Ex-Fahrer Christian Danner.
F. Cataldo, P. Hesseler