BMW: Rätsel aus 1001 Nacht
Der Verkauf des BMW-Sauber-Teams wirft immer mehr Fragen auf. Wer ist der Investor Qadbak? Was wollen die Käufer? Und welche Ambitionen hat Mario Theissen bei dem neuen Rennstall?
SINGAPUR Vorige Woche wurde das BMW-Sauber-Team an die Investment Firma Qadbak verkauft. Doch die Identität des Investors und künftigen Teameigners ist weiter unbekannt. Wer ist Qadbak? Die offizielle Version lautet: eine Gruppe Finanziers aus Europa und dem Mittleren Osten. Der auf Formel-1-Wirtschaftsfragen spezialisierte Online-Dienst „Grandprix.com“ aber will an diesem Samstag Näheres offenlegen. Bisher jedenfalls scheint alles sehr nebulös. Qadbak, die Dunkelmänner aus 1001 Nacht.
Nach neuesten Erkenntnissen soll es um ein Konsortium aus den Vereinigten Arabischen Emiraten handeln. Bisher war nur von Katar die Rede. An der Finanzkraft von Qadbak besteht deshalb kein Zweifel. Wohl aber an den Ambitionen. Ist das Team nur noch ein Abschreibungs-Objekt? Wird es ernst genommen? Was wollen die Araber mit dem Team?
Nur „einige wenige" im Münchner Konzern kennen bis heute die Identität der Hintermänner von Qadbak, sagt Motorsportchef Mario Theissen: „Ich bin zuversichtlich, dass das Team 2010 auf der Startaufstellung sein wird. Die Investoren wirken stark und haben nicht die Absicht, als A-da-beis zu fungieren, sondern sie wollen Erfolg. Es gibt keine Zweifel am Investor." Das wären gute Nachrichten also für den Standort Hinwil (420 Mitarbeiter), Chassis-Partner des scheidenden BMW-Konzerns. Warum die Investoren im Hintergrund bleiben wollen, ist vorerst noch schleierhaft.
„Wir sind sehr zuversichtlich, nächstes Jahr auf dem Grid zu sein“, so Theissen weiter. „Der neue Investor ist sehr stark und möchte das Team als starkes Team fortführen. Das ist eine exzellente Perspektive, die wir nicht erwarten konnten. Daher ist die Moral hoch. Wir leiten das Team noch, aber alle Entscheidungen werden in Absprache mit dem neuen Eigentümer getroffen." Übergabe werde auch definitiv erst nach dem Saisonfinale Anfang November in Abu Dhabi sein.
Theissen enthüllte auch, dass Ferrari Motorpartner für 2010 wird, und er wirkt dabei gar nicht mehr so sehr wie ein BMW-Mann. Unklar ist noch, welche Ambitionen er selbst anstrebt. Denn dementiert hat er sein Interesse nicht, in der kommenden Saison als Qadbak-Teamchef zu arbeiten. Offiziell sagt er: „Ich möchte meine persönliche Zukunft jetzt nicht mit der des Teams vermischen."
Theissen hat jedenfalls auch schon jüngst Ferraris Anfrage abgelehnt, Robert Kubica als Ersatz für den verletzten Felipe Massa freizugeben. Und deshalb pocht er darauf, dass Kubica einen gültigen Vertrag mit dem (BMW-Sauber-Nachfolge-)Team für 2010 hat. Der Pole jedoch sieht sich als vertragsfrei an.
Theissen ließ die Techniker auch das aktuelle Auto schon einmal weiterentwickeln. Der BMW F1.09 für den Singapur-GP am Sonntag bringt BMW-Sauber die größten Fortschritte der gesamten Saison: „Neue Seitenkästen, neuer Unterboden, Front - und Heckflügel, schlankeres Getriebe, modifizierte Motorabdeckung, quasi ein neues Auto“, sagt ein ranghoher Vertreter des Teams mit strahlendem Lächeln. Es klingt fast wie eine Auflehnung gegen den Werksbeschluss vom Ausstieg.
Das Auto soll laut Computer-Simulationen sieben Zehntel pro Runde zulegen, würde damit in die Spitzengruppe vorstossen. Besser spät als nie.
Peter Hesseler
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