BMW für ein Jahr nackert?
Marketing-Experte Udo Kürbs erwartet, dass der Rennstall heuer keinen neuen Groß-Sponsor mehr finden wird.
MÜNCHEN Zugegeben, schlechter sieht der neue BMW-Sauber-Formel-1-Flitzer nicht aus, nur weil ein paar Sponsoren-Aufkleber weniger auf dem Auto zu sehen sind. Im Gegenteil. Die große nackerte Fläche an der Airbox und die konsequente weiß-blaue Farbgebung verströmt eine gewisse puristische Eleganz.
Dennoch kann sich niemand beim Münchner Rennstall freuen über die Mindereinnahmen. Durch den Ausstieg der bisherigen Großsponsoren Credit Suisse und Dell gehen BMW dieses Jahr laut dem Fachbuch „Formula Money“ um die 25 Millionen Euro Einnahmen flöten. Ein ordentlicher Batzen Geld bei einem Gesamtetat von geschätzten 250 Millionen Euro. Sorgen machen muss man sich, wie Motorsportchef Mario Theissen bei der Präsentation des neuen Boliden am Dienstag in Valencia ausdrücklich betonte, nicht um den Rennstall. Schließlich hat BMW die Kosten für die Formel 1 bereits deutlich gesenkt.
Udo Kürbs, Chefredakteur und Herausgeber des Fachblatts „Sponsor News“ geht außerdem davon aus, dass das Loch im BMW-Sponsoring-Etat kleiner ist als angenommen. „Ihr Hauptsponsor Petronas ist jetzt deutlich prominenter und größer auf dem Auto platziert als vorher. Ich gehe davon aus, dass die jetzt über 50 Millionen Dollar zahlen.“ Kürbs schätzt, dass ein Team wie BMW insgesamt „etwa ein Drittel ihres Gesamtetats über Sponsoren finanziert“. Durch die gesenkten Kosten und die Mehreinnahmen vom Hauptsponsor ist die momentane Sponsoring-lücke finanziell verkraftbar.
Zumindest diese Saison. Denn anders als Theissen, der davon ausgeht, spätestens während der Saison neue Sponsoren präsentieren zu können, glaubt Kürbs, dass BMW erst 2010 neue Partner präsentieren kann. „BMW wird wohl mit den freien Flächen in die Saison gehen. Jetzt kurzfristig zwei neue Partner zu finden, wird schwer. Ein Ansatz für BMW könnte sein, dass sie künftig auf ihre Zulieferer zugehen und diese bitten, auch Sponsor zu werden. Oder sie schauen sich auf dem asiatischen Markt um. Die asiatischen Konzerne aus China oder Indien drängen ja immer noch in den Markt.“
Tatsächlich hat McLaren-Mercedes im chinesischen Computer-Hersteller Lenovo einen neuen Sponsor gefunden, bei Ferrari ist zudem der indische Industriegigant Tata eingestiegen. Hat BMW also nur den Trend verschlafen?
Doch selbst, wenn das der Fall sein sollte, müsste man sich, trotz Finanzkrise, wohl nicht um den Rennstall sorgen. Kürbs: „Die Hängepartie dürfte jetzt ein Jahr lang dauern. Aber dann müsste das wieder laufen. Marketing braucht man immer. Große Unternehmen wissen das.“ Und sollten demnach spätestens 2010 wieder bereit sein, zu investieren. Überhaupt glaubt Kürbs, dass die Formel 1 gerade keine existenzbedrohende Krise durchlebt. „Die Formel 1 wird diese Krise überstehen, sie ist nicht so abhängig von Sponsoren wie andere Sportarten. Die Entscheider sind extrem professionell. Und flexibel.“
Filippo Cataldo