Bloß keine Blutgrätsche

MÜNCHEN - Mit fairem, gepflegten Fußball schafft es der FC Radi bis ins Halbfinale des AZ-Cups. Und gegen die Atomic Allstars wird eine „Geheimwaffe“ aus Prag eingeflogen.
Mal mehr, mal weniger souverän, aber immer mit dem Anspruch, gepflegten Fußball statt blutiger Grätschen zu zeigen, spielte sich der FC Radi ins Halbfinale des AZ-Freizeitkicker-Cups. Die letzten beiden Runden konnte sich das Traditionsteam allerdings erst im Elfmeterschießen durchsetzen. Und das ganze ohne Training.
Zwar trafen sich die „Radis“ nach ihrer Gründung 1963 lange Zeit auf einer Wiese beim ehemaligen Münchner Rangierbahnhof in Berg am Laim, aber seit mehreren Jahren findet es nicht mehr statt.
Doch das ficht Teamanager, Organisator, Buchhalter und Spielertrainer nicht an. Er weiß um alle Stärken und Schwächen seiner Spieler. „Ich kenne jeden seit vielen Jahren“, sagt Schratzenstaller. Und Übung bekommen die Spieler genug, denn das Team spielt seit vergangenem Jahr parallel in der AH-Liga und in der Ü35-Liga der Royal Bavarian Liga.
Ganz im BVB-Style
Seit dem Start des AZ-Freizeitkicker-Cups im Jahr 1980 ist der FC Radi – mal mehr, mal weniger – erfolgreich bei dem Turnier vertreten. Das ehemals weiß-blaue Trikot musste 2008 gelben Hemden und schwarzen Hosen weichen, ganz im BVB-Style. Gewaschen werden die Trikots übrigens seit vielen Jahren von Martin Schratzenstallers Mutter (85). Und den Familienbetrieb komplettiert Schratzenstallers Cousin Gerald Ismaier schließlich noch als Webmaster.
Der legendäre 60er-Torwart Petar „Radi“ Radenkovic („Bin i Radi, bin i König“) soll bei der Wahl des Teamnamens übrigens nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben, obwohl der Serbe während des Gründungsjahrs der Radis bei den Blauen kickte. Der Radi, das bayerische Gemüse soll den Urspung im Truderinger Gärtnerviertel widerspiegeln – und ist deshalb der Namensgeber der Elf.
Aber ein anderer osteuropäischer Spieler sorgte die letzten zwei Jahren für Furore: Petr Burget (2008: 32 Tore). Radi-Urgestein Günter Westphal lernte ihn auf einem Freizeitturnier in Bratislava kennen. Als Burget vor zwei Jahren nach München versetzt wurde, verpflichtete ihn der FC Radi auf der Stelle. Leider muss der offensive Mittelfeldspieler im September wieder zurück nach Prag, doch für das Halbfinale am 12. September gegen die Atomic Allstars wird er nochmal eingeflogen. Sollte die Aktion erfolgreich sein, wird sie für das Finale im Olympiastadion am 19. September wiederholt.
Der Pokal hat eigene Gesetze
Das Erreichen des Endspiels hält Martin Schratzenstaller durchaus für möglich. „Ich rechne mir gute Chancen aus“, sagt der Radi-Coach. Dass es allerdings für den ersten Turniersieg in fast 30 Jahren reicht, erwartet er nicht: „Im Finale wären wir dann krasser Außenseiter, gerade der FC Blutgrätscher ist eines der stärksten Teams der letzten Jahre.“
Aber der Pokal hat ja bekanntlich seine eigenen Gesetze und so oder so ist das Erreichen des Halbfinales für den FC Radi der größte Erfolg im AZ-Freizeitkicker-Cup.
Christian Hellerman