Blade Runner: 2. Platz für Mann ohne Unterschenkel
London – Um 11.36 Uhr Ortszeit hat Oscar Pistorius am Samstag in London Geschichte geschrieben. Der „Blade Runner“ aus Südafrika nahm im Vorlauf über 400 m als erster doppelt unterschenkelamputierter Läufer an einem olympischen Wettbewerb teil. Im fast ausverkauften Olympiastadion belegte Pistorius in 45,44 Sekunden den zweiten Rang und zog souverän ins Halbfinale am Sonntag (20.40/21.40) ein. „Das ist unglaublich“, sagte der überglückliche Südafrikaner.
Schon bei der Vorstellung wurde Pistorius vom Publikum gefeiert. „Die Leute waren unglaublich“, sagte er unmittelbar nach dem Rennen der BBC. Bereits kurz vor dem Start war der 25-Jährige fast von den Emotionen überwältigt worden. „Im Startblock“, berichtete er, „hätte ich beinahe angefangen zu weinen, aber ich hatte ja noch einen Job zu tun.“ Er müsse allen danken, die ihn unterstützt hätten, „das ist die unglaublichste Erfahrung, die ich je gemacht habe“.
Eine bittere Erfahrung machte dagegen LaShawn Merritt, der Olympiasieger von 2008. Der Jahres-Weltbeste aus den USA hatte von der Osaka-Regel profitiert und damit als erster Sportler nach einer Dopingsperre die Chance, seinen Olympiasieg zu wiederholen. Nach 150 m aber stieg Merritt in seinem Rennen verletzt aus. „Solche Dinge passieren. Ich habe es probiert“, sagte er achselzuckend.
Schnellster Mann des Vormittags war Jonathan Borlee. Der Belgier blieb bei seinem Vorlaufsieg in 44,43 Sekunden nur eine Zehntel über dem schon 25 Jahre alten Europarekord (44,33), den Thomas Schönlebe (Chemnitz) bei seinem WM-Sieg 1987 in Rom aufgestellt hatte.
Vor seiner mit Spannung erwarteten und immer wieder kontrovers diskutierten Olympia-Premiere hatte sich Pistorius ganz entspannt gegeben. „Ich will beweisen, dass ich zu den Besten gehöre“, sagte der viermalige Paralympics-Sieger. Mit dem Erreichen des Halbfinales hat Pistorius sein Ziel für London schon erreicht. Dort will sich der 25-Jährige nun allerdings besser verkaufen als vor knapp einem Jahr bei der WM. Als Letzter seines Semifinales hatte er im südkoreanischen Daegu eine deutliche Niederlage erlitten.
Mit der Staffel hegt Pistorius große Hoffnungen auf eine Medaille. Die südafrikanischen WM-Zweiten von 2011 zählen auch in London zu den Kandidaten für einen Platz auf dem Podium.
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