"Bin ich jetzt die erste Snowboard-Mutti?"
Profi-Brettlerin und junge Mama in einem? Kein Problem für Amelie Kober. Nach der Geburt von Sohn Lorenz ist sie jetzt zurück in der Spitze. Sie fühlt sich „leidensfähiger und unempfindlicher”.
München/Telluride - Vom Erfolg seiner Mutter wird der einjährige Lorenz nichts mitbekommen haben: Er schlief selig bei seiner Oma im bayerischen Fischbachau. Amelie Kober fuhr währenddessen beim Weltcup-Parallelslalom in Telluride im US-Bundesstaat Colorado als Dritte auf das Podest. „Bin ich jetzt eigentlich die erste Snowboard-Mutter auf dem Podium?”, fragte die 24-Jährige nach der Platzierung.
Beantworten konnte ihr das auch beim Welt-Skiverband FIS keiner – eine entsprechende Statistik in der jungen Sportart Snowboard gibt es noch nicht. Doch auch ohne die Gewissheit, die erste Podest-Mutter zu sein, war Kober von ihrem Resultat mehr als angetan: „Heute hat es funktioniert. Ich habe mich den ganzen Tag über wohlgefühlt und nur von Lauf zu Lauf gedacht”, sagte die Olympiazweite von 2006.
Dabei hätte es sogar noch mehr werden können als der dritte Platz. Im Achtelfinale musste sie sich der späteren Siegerin Julia Dujmovits aus Österreich nur deshalb geschlagen geben, weil sie die um 44 Hundertstelsekunden schlechtere Zeit in der Qualifikation gefahren war. Im direkten Aufeinandertreffen hatten sie zweimal exakt die gleiche Zeit auf dem Kurs gefahren.
„Es war trotzdem ein geniales Rennen”, bekannte Kober. „Wir haben beide alles geben müssen. Das hat unheimlich Spaß gemacht. Besser beziehungsweise knapper ausscheiden kann man nicht. Wir können beide stolz auf uns sein.” Dass es so gut klappt in dieser Saison, liegt vor allem auch daran, dass Kober im Sommer erstmals seit Längerem wieder ein komplettes Training mitmachen konnte. „In der Verfassung, in der ich vergangenes Jahr um diese Zeit war, hätte ich ein Rennen mit zehn Läufen nie durchgestanden”, so Kober.
Bereits drei Wochen nach der Geburt von Lorenz stieg sie zwar wieder ins Training ein, doch den Kraftaufwand, um schnell zur alten Form zu gelangen, hatte sie unterschätzt, erzählt sie im Interview mit „Welt-Online”. „Ich dachte mir nur: Um Gottes willen, hoffentlich wird das wieder.” Jetzt „sind die Bauchmuskeln zwar nicht so wie früher”, trotzdem ist Kober „definitiv besser drauf” als Teamkollegin Isabella Laböck. Die Prienerin landete auf Platz sieben. Als Mutter habe man eben auch seine Vorteile, man sei zum einen „leidensfähiger und unempfindlicher”. Zum anderen „siehst du, dass du den Fokus nicht mehr so verbissen auf dem Sport hast – , dass es Sachen gibt, die viel, viel wichtiger sind”.
Das dürfte der kleine Lorenz auch so sehen: Er lachte nur, als er die Stimme seiner Mama am nächsten Tag am Telefon hörte.
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