Berater ohne Ratschlag
Michael Schumachers neue Rolle bei Ferrari: Nur noch Spaßmacher, bar jeder Kompetenz. In den italienischen Medien wird er schon verspottet.
BARCELONA Mit der flachen Hand schlug die Legende einige Male gegen die Sponsorentafel. Felipe Massa, der vor der Tafel im Ferrari-Motorhome saß und schon seit Minuten die Fragen der Journalisten beantwortete, stockte, blickte schräg nach hinten, lächelte. Dann lachte kurz der halbe Saal. Der Mann, der da nach der Qualifikation am Samstagnachmittag halb verdeckt hinter dem Vizeweltmeister stand und sich als Spaßmacher versuchte, war Michael Schumacher.
Der siebenmalige Weltmeister sucht eine neue Rolle bei der Scuderia. Er bezieht zwar noch sein fürstliches Gehalt als Chefberater des Rennstalls, doch wirkliche Ratschläge geben darf er nicht mehr. Nach dem zweiten Saisonrennen in Malaysia hatten ihn italienische Zeitungen despektierlich „Bademeister" genannt, und auch die Verantwortlichen der Scuderia ließen durchblicken, dass es die lebende Formel-1-Legende war, die Kimi Räikkönen viel zu früh mit Regenreifen auf die trockene Strecke geschickt hatte.
Schumi musste als Sündenbock herhalten für die Ferrari-Krise. „È un poco pesante", hatte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali nach dem Malaysia-Rennen über Schumacher gesagt. Auf Deutsch heißt das so viel wie „schwer verdaulich". Oder auch: „Er ist manchmal eine Nervensäge."
Zumindest während der Rennen will Domenicali ihm nicht mehr zuhören. Seinen Platz am Ferrari-Kommandostand hat Schumacher verloren. Stattdessen verfolgt er die Rennen pendelnd zwischen der Box und einer Stange hinter dem Kommandostand. Einfluss auf die Strategie hat er keine mehr. „Das geht auch gar nicht anders, er ist nicht in der Position, solche Entscheidungen zu treffen", sagt Niki Lauda, auch so eine lebende Formel-1-Legende. „Er ist Marketing-Mann für Ferrari", so Lauda.
Vor einem Jahr noch wollte Ferrari-Chef Luca di Montezemolo Schumi zum Teamchef machen, wie er vor zwei Wochen in Bahrain verriet. Schumacher lehnte ab, „weil er ein anderes Leben will", sagte Montezemolo. „Michael hat immer noch genug zu tun, aber er genießt jetzt sein Leben auch mehr", sagt Willi Weber, der auch jetzt noch, drei Jahre nach Schumachers Formel-1-Rücktritt, dessen Manager ist. Am Dienstag war also der hauptberufliche Botschafter der Marke mit dem springenden Pferdchen bei einem Poker-Turnier im italienischen Aosta und verlor gegen Nico Rosberg, am Donnerstag spielte er für seine Fußballmannschaft „Nazionale Piloti", deren Kapitän er immer noch ist, bei einem Benefiz-Turnier in San Patrignano bei Rimini, Samstagmittag kam er braungebrannt ins Fahrerlager, saß auf der Stange und bespaßte Massa, am Sonntag schlenderte er mit Kopfhörern um die Ohren in der Boxengasse herum, telefonierte gleichzeitig am Handy und erlebte den 6. Platz seines Spezls Felippe Massa und den Ausfall von Kimi Räikkönnen.
Für die Fehlentscheidungen bei der Scuderia sind mittlerweile andere zuständig. Räikkönen etwa, der Ex-Weltmeister. Am Samstag kam er nach seiner ersten Qualifikationsrunde zurück in die Box. „That's enough", meinte er. War es aber nicht. Nach und nach überholten ihn die Konkurrenten, am Ende musste er von Platz 16 starten. „Es war ein dummer Fehler, wir haben uns verkalkuliert", gestand Räikkönen ein. Im Rennen fiel er mit einem Hydraulikproblem aus. In Bahrain hatte Massa das gleiche Problem. Auch mit dem Sprit haben sie sich zuletzt schon verkalkuliert.
Filippo Cataldo