Bei jedem Schuss ist Präzision gefragt
AZ: Herr Gattinger, Sie sind erster Vorstand des EC Planegg-Geisenbrunn und sind begeisterter Eisstockschütze. Dann sind Sie im Winter bestimmt oft am Nymphenburger Kanal in München anzutreffen?
FRANZ GATTINGER: Da war ich nicht einmal in diesem Winter.
Hatten Sie keine Zeit?
Der Nymphenburger Kanal ist wunderschön und bietet für Freizeitsportler tolle Eisbahnen und viel Spaß. Aber mit dem Leitungssport, den wir beim EC Planegg-Geisenbrunn betreiben, wenn es um Eisstockschießen geht, hat das nichts zu tun.
Leistungssport?
Ganz recht. Eisstockschießen wird immer als Altherrensport bezeichnet, bei dem man gemütlich übers Eis rutscht und Glühwein trinkt. Aber das ist ein großer Irrtum. Wenn man ernsthaft Eisstockschießen in einem Verein betreibt und an Meisterschaften und Turnieren teilnimmt, dann geht es ganz anders zur Sache. Eine Partie dauert da bis zu sechs Stunden. Da muss man nicht nur über viel Kraft und gute Kondition verfügen, sondern vor allem auch im mentalen Bereich sehr stark sein. Schließlich geht es um Präzision, die bei jedem Schuss gefragt ist. Millimeter entscheiden da über Sieg oder Niederlage. Und gespielt wird dabei nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer.
Wo spielen Sie im Sommer?
Auf Asphaltbahnen. Vor unserem Vereinsheim in Planegg befinden sich über acht Bahnen, die den Turnierstandards entsprechen, die also ein Training unter Wettkampfbedingungen ermöglichen. Ansonsten trainieren wir auf Eis im Polariom in Germering. Und auf einer Kunsteisbahn in Planegg.
Können bei Ihnen auch Anfänger ihr Glück auf dem Eis versuchen?
Immer gerne. Jeden Mittwoch bieten wir ein Schnuppertraining an, da Freude wir uns über jeden Interessierten. Das Einzige was man mitbringen sollte, ist festes Schuhwerk und ein dickes Fell.
Was für ein dickes Fell?
Man kann schnell Gefallen am Eisstockschießen finden. Doch wenn es dann wirklich um Präzision geht, muss man schon einige Ausrutscher verkraften können. Um bei Turnieren oder in der Bayernliga zu spielen, braucht man so um die drei Jahre. Da ist das Niveau sehr hoch.
Schreckt das Jugendliche nicht ab?
Das nicht unbedingt. Allerdings ist Eisstockschießen nicht gerade ein angesagter Trendsport. Man braucht schon viel Geduld und viel Leidenschaft dafür. Und so ist unser Nachwuchsbereich mit 14 Spielern relativ klein, aber dafür doch immerhin erfolgreich.
Wann sollte man frühestens einen Eisstock in die Hand nehmen?
Das hängt von der körperlichen Konstitution ab. So mit acht Jahren geht das meistens los. Und wenn es einen dann gepackt hat, hört man nie wieder auf.
In sieben Jahren könnten die olympischen Winterspiele nach München kommen. Fiebern Sie da als Eisstockschütze auch mit?
Oh ja! Die Winterspiele sind für unseren Sport ein ganz wichtiges Ereignis. Wir hoffen nämlich, dass nach Garmisch-Partenkirchen 1936 und Innsbruck 1964 Eisstockschießen im Jahr 2018 wieder eine Chance bekommt. Und das natürlich am besten in München. Das wäre ein Traum.