Behle lästert trotz Maulkorb

LIBEREC - Eigentlich darf Langlauf-Cheftrainer Jochen Behle nicht mehr mit der Presse reden. Doch nach der nächsten Blamage bei der WM - Evi Sachenbacher wurde nur Zehnte - musste Behle doch was loswerden.
Trotz des Maulkorbes für Cheftrainer Jochen Behle bleibt der Zoff im deutschen Skilanglauf-Lager bei der WM in Liberec ein Dauerbrenner. Nach einer erneuten Pleite, Evi Sachenbacher-Stehle lief als Zehnte bei der 15-km-Jagd klar an den Medaillen vorbei, kündigte Behle Konsequenzen an. Die vor zwei Jahren nach einer Revolte mit Ismo Hämäläinen als Extracoach gehätschelten Frauen sollen auf dem Weg nach Vancouver 2010 wieder stärker unter seine Kontrolle kommen.
"Wir können uns mit diesen Resultaten nicht zufrieden geben. Wir müssen nach der WM schauen, ob wir im Training bei den Frauen etwas umstellen müssen. Warum soll das nicht auch mit Ismo gehen?", meinte Behle und fügte hinzu: „Wir müssen nachdenken, ob die Frauen nicht wie schon mal in der Vergangenheit enger mit den Männern zusammenarbeiten.“
Die Olympiazweiten Claudia Nystad, nach Sturz ausgestiegen, und Sachenbacher-Stehle feuerten bereits zurück. Beide fühlen sich vom Finnen gut trainiert und erklären ihren Abstand zur Weltspitze mit Erkrankungen im Vorfeld. Sportdirektor Thomas Pfüller reist nun als Vermittler an. Der Generalsekretär des Deutschen Skiverbandes (DSV) hatte schon nach Behles erster Kritik am „zu weichen“ Hämäläinen mit einem Verbot, über Personaldinge zu reden, reagiert.
Erstmals einen dicken Hals bekam der 48-jährige Behle in Liberec, als Hämäläinen beim 10-km-Auftakt Sachenbacher-Stehle und Nystad schonte. Die gerade erst genesene Stefanie Böhler dagegen trat an. Platz 32 war die Quittung für ihre verfrühte Rückkehr.
Behles weitere Befürchtungen bestätigten sich rasch. Für den 15-km-Klassiker am Samstag musste Böhler wegen Halsschmerzen kurzfristig abgemeldet werden. „Es war doch klar, dass sie nach der Krankheit eine Weile braucht“, ärgerte er sich. Nach dem Rückfall ist die Staffel für Donnerstag in Gefahr.
„Überhaupt nicht nachvollziehen“ konnte Behle die Entscheidung von Nystad, an einem Tag ohne Schneefall als einzige Athletin mit einem No-Wachs-Ski anzutreten. Die Olympiazweite stürzte prompt in der ersten Runde, schaute sich dann das Rennen mit versteinerter Miene in den Armen ihres norwegischen Ehemannes und schweizerischen Trainers Trond Nystad an. Ein Bild mit Symbolcharakter. Behle hatte „zu viele Berater“ an der Seite der Oberwiesenthalerin moniert.
Auch Sachenbacher-Stehle könne laut Behle mehr, habe dies ja auch in früheren Jahren schon bewiesen. Es müsse das Ziel sein, sie wieder an das Podest zu führen. Dahin fehlten der Frohnatur aus Reit im Winkl diesmal rund anderthalb Minuten, sie versuchte anschließend eine Lanze für Hämäläinen zu brechen: „Wir haben gut trainiert, hoffentlich können wir das hier noch zeigen.“