Bayern-Frau Lena Lotzen: "Wir können's auch"

Mit den Bayern-Frauen hat Lena Lotzen 2012 den DFB-Pokal gewonnen. Hier spricht die 19-Jährige über die Bedeutung des Titels, ihre Begegnungen mit Schweinsteiger – und ihre Uni-Pläne.
AZ: Frau Lotzen, bei den Männern des FC Bayern hat es 2012 nicht zu einem Titel gereicht – bei Ihnen dagegen schon: Die Bayern-Frauen holten in Köln den DFB-Pokal, und das zum ersten Mal.
LENA LOTZEN: Wir waren nicht der Favorit in dem Spiel – und haben Frankfurt 2:0 geschlagen. Die Kulisse in so einem riesigen Stadion ist für uns ja nicht alltäglich. Ein Wahnsinnsgefühl.
Macht die Tatsache, dass die Männer dreimal nur Zweiter wurden, den Titel noch wichtiger?
Klar, wir spielen in demselben Verein und es ist einfach so, dass die Männer den höheren Stellenwert haben. Aber es war gut für uns, dass wir dieses Jahr den Titel geholt haben. So konnten wir zeigen: Wir können auch einen Pokal holen. Dadurch, dass es bei den Männern nicht geklappt hat, standen wir mehr im Vordergrund. Aber wirklich vergleichen kann man das nicht. Wir haben einmal den Titel geholt, die Männer in den vergangenen Jahrzehnten unzählige.
Und Sie bekommen noch einen: Die AZ-Leser wählten Sie bei der Sportlerwahl zur Newcomerin des Jahres 2012.
Eine schöne Auszeichnung, ich freue mich wirklich sehr darüber. Und danke an alle, die mich gewählt haben!
Das Jahr 2012 hatte ja schon gut für Sie begonnen.
Ja, ich wurde im Februar überraschenderweise für die A-Nationalmannschaft nominiert. Das war für mich ein tolles Erlebnis, ich habe gleich mein erstes Länderspiel gemacht.
Dann kam der Pokalerfolg – und im Herbst die WM mit der U-20-Nationalmannschaft in Japan.
Wir wurden zwar nur Zweiter, trotzdem war es eine tolle Erfahrung. Es war total auffällig, wie freundlich die Menschen waren. Das habe ich in keinem anderen Land bisher so erlebt. Als wir im Halbfinale 3:0 gegen Japan gewonnen haben, haben die japanischen Fans uns gefeiert – obwohl ihre Mannschaft verloren hatte.
In Ihrem Steckbrief auf der Bayern-Homepage steht, Sie würden gerne mal Bastian Schweinsteiger kennenlernen. Das dürfte mittlerweile ja schon passiert sein.
Da spricht mich jeder darauf an. Aber wirklich aktuell ist das nicht mehr, klar habe ich ihn mittlerweile getroffen. Ich mag ihn ganz gerne, wir haben uns bestimmt schon zehnmal Hallo gesagt. Ab und zu sieht man sich am Trainingsgelände oder sitzt in der Kantine nebeneinander.
Mitte Februar beginnt für Sie wieder die Bundesliga. Was ist drin dieses Jahr?
Wir sind an dem Pokalerfolg gewachsen. Aber wir müssen realistisch bleiben. Wir gehören noch nicht zu den Topteams in Deutschland. Die Hinrunde war ordentlich, wir stehen auf dem vierten Tabellenplatz. In Zukunft kann etwas zusammenwachsen beim FC Bayern. Im Pokal sind wir im Halbfinale gegen Potsdam, das wird schwer. Aber wir werden versuchen, den Traum von Köln nochmal zu erleben.
Sie kommen aus Würzburg und haben bis zum Alter von 16 Jahren bei Ihrem Heimatverein gespielt – nur mit Jungs.
Ja, erst dann bin ich zu den Frauen gewechselt, ich habe vorher nie mit Mädchen gespielt. Das war gut für mich. Von der Athletik und Schnelligkeit konnte ich mir bei den Jungs etwas abschauen, da war ich immer ein Stück unterlegen. Ich war immer 100 Prozent gefordert, um an einem Jungen vorbeizukommen – auch, wenn er vielleicht technisch nicht so gut war. Das war ein Riesenvorteil für mich.
Was haben Sie abseits des Fußballs 2013 vor? Im vergangenen Jahr haben Sie ja Ihr Abitur gemacht.
Vielleicht studiere ich. Sportmarketing und Kommunikation würden mich interessieren. Uns wird über den FC Bayern in Kooperation mit der Bayerischen Akademie für Werbung ein Studium angeboten. Wir können zu jedem Training oder Spiel, da gäbe es auch Verständnis, wenn wir mal fehlen. Vom Frauenfußball kann ich nach meiner aktiven Karriere wohl nicht mehr leben. Deshalb ist es mir wichtig, eine Alternative zum Sport zu haben.