Bademeister & Cowboys fordern Vettel
Sao Paulo - Letzte Ausfahrt Sao Paulo: Schenkt Sebastian Vettel seinem scheidenden Teamkollegen Mark Webber beim Formel-1-Finale in Brasilien (Sonntag 17 Uhr MEZ/live bei RTL und Sky) zum Abschied einen Sieg oder setzt er seine rasante Rekordjagd fort? Was hat diese Saison alles gebracht? Was waren die Tops und Flops? Worüber haben die Fans am meisten diskutiert? Die AZ blickt auf Menschen und Momente zurück, nicht immer ganz ernst gemeint, aber jederzeit das Außergewöhnliche im Blick.
Der Supermann: Sogar den Italienern gehen bei Vettel die Superlative aus. Das will was heißen. Vier WM-Titel in Serie – und das mit 26. Acht Rennen hintereinander hat der Superseb schon gewonnen, insgesamt zwölf in dieser Saison. Vettel fährt nur noch gegen Schumi und dessen Rekorde. Noch ein Sieg im Saisonfinale – und Vettel hat zwei weitere Bestmarken eingestellt: Schumachers 13 Saisonerfolge (2004) und Alberto Ascaris neun Siege in Serie (saisonübergreifend 1952/53). Vettel ist Superman. Zumindest in der Formel 1. Wie einst der berühmte Comic-Held fliegt er all seinen Gegnern davon.
Der Bademeister: Wie ein Tourist machte sich Kimi Räikkönen nach seinem letzten Rennen für Lotus aus dem Staub. In Schlabbershorts und Badelatschen schlenderte er in Abu Dhabi zu seinem Auto, brauste davon. Dabei war der Grand Prix noch gar nicht zu Ende. Sofort machten böse Gerüchte die Runde, der Iceman habe den Startunfall wegen ausstehender Gehaltszahlungen absichtlich gebaut. Egal. Nächstes Jahr fährt Räikkönen für Ferrari. Dort will der Bademeister von Abu Dhabi nun Fernando Alonso nass machen. Na dann, Prost!
Der Cowboy: Michael Schumacher war schon immer Western-Fan. Deshalb schaut er jetzt seiner Corinna auf der heimischen Rancho Deluxe in der Schweiz lieber beim Reiten zu, als noch einmal in ein Formel-1-Auto zu steigen. Die Lotus-Offerte war schnell vom Tisch. Zumal der Rekord-Weltmeister nur dritte Wahl war. Schumi als Notnagel für Räikkönen? Das geht gar nicht. Lagerfeuer statt Fahrerlager ist ja auch viel gemütlicher.
Der Motzki:Fernando Alonso hat wohl bei Matthias Sammer Nachhilfestunden genommen. Ähnlich wie der nie zufriedene Sportdirektor des FC Bayern motzt der Spanier über alles und jeden. Nur mit dem feinen Unterschied: Die Super-Bayern sind super erfolgreich, Alonso es nicht. Vier Jahre fährt er bereits vergeblich einem Titel bei Ferrari hinterher. Seinen Frust lässt an den Fahrerkollegen aus. Er beschimpft sie und fordert Strafen, wenn sie ihn nicht überholen lassen. Das ist grob unsportlich. Im Fußball gibt's dafür eine Gelbe Karte.
Das Känguru: Traum oder Albtraum? Eigentlich müsste Webber zufrieden sein. Denn der Australier darf das beste Auto fahren. Wäre da bloß nicht Teamkollege Vettel. Der feiert vier WM-Titel hintereinander, und Webber steht jedes Mal wie ein Depp daneben. Nicht ein einziges Rennen hat Webber in dieser Saison gewonnen, jetzt macht das Känguru die Flatter. Nach Brasilien ist Schluss. Bloß weg von der Formel 1, von Red Bull und vor allem von Vettel. Künftig bessert Webber seine Rente bei Spaßrennen für Porsche auf. Viel Glück!
Der Geldesel: Pastor Maldonado. Was für ein Name. Nein, der Mann predigt nicht, er fährt Formel 1. Bei Williams wird er jetzt ausgemustert, ausgerechnet der chronische Verlierer Felipe Massa soll's richten. Für den rasenden Pastor ist die Messe dennoch nicht gesungen. Ganz Venezuela liebt ihn, und die Ölkonzerne haben ihn besonders lieb. Rund 30 Millionen an Sponsorengeld kann Maldonado mitbringen. Welches Team möchte da nein sagen? McLaren, Lotus, Sauber? Maldonados Millionen sind wohl die beste Jobgarantie.
Die Hornochsen: Die Südkoreaner wollten auch mal in der Formel 1 mitmischen. Deshalb bauten sie eine sündhaft teure und hochmoderne Rennstrecke. Der Haken an der Sache: Offenbar hat vorher niemand auf die Landkarte geschaut, wo das Ding stehen soll. Viel weiter weg von der Zivilisation geht nicht. Dagegen ist der Nürburgring ein Stadtrennen. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone (83) hat genug von den Reisestrapazen und schmiss die Koreaner aus dem WM-Kalender. Jetzt haben sie eine Rennstrecke, aber kein Rennen. Na ja, besser als umgekehrt.