Baby statt Biathlon: „I bin a bissl dick“
Magdalena Neuner ist schwanger – und sagt: „Mir ist es schon sehr schlecht gegangen.“ Sie fährt mit „gemischten Gefühlen“ nach Sotschi.
RUHPOLDING Manchmal kann es ganz erfrischend sein, wenn Journalisten nicht ständig so nahe dran sind am Gegenstand der Recherche. Zum Beispiel die Kollegen vom russischen Fernsehen: Sie fordern sie später frech dazu auf, sich doch mal vor der Kamera zu drehen. Und was macht die erfolgreichste Biathletin aller Zeiten, die im Mai ihr erstes Kind erwartet? Dreht sich brav mit ihrem noch überschaubaren Baby-Bauch, grinst und meint: „I woaß scho, i bin a bissl dick worn.“ Sieht den fragenden Gesichtsausdruck des Russen und übersetzt: „I am a little bit fat.“
Willkommen beim Biathlon-Weltcup in Ruhpolding! Magdalena Neuner ist zurück an der Stätte ihres letzten Erfolges: Vier Medaillen, darunter zwei goldene, gewann sie bei der WM 2012, bevor sie sich in den sportlichen Vorruhestand verabschiedete. Es ist eine Rückkehr ohne Wehmut. „Fühlt sich gut an. Richtig schee isses hier“, sagt sie mit dem klassischen Magdalena-Neuner-Strahlen, „ich hab’ mich total Freude, als ich gestern meine Tasche gepackt hab’. Es ist schön, wenn die Leute noch begeistert sind. Und natürlich habe ich schöne Erinnerungen an dieses Stadion.“
Gut gelaunt ist sie, wie fast immer zu ihrer aktiven Zeit, und doch redet da eine Andere – mit einem anderen Slang: mit mehr bairisch in der Stimme. Ein Zeichen, dass sie doch schon recht weit weg ist vom Medienrummel des Weltcups, angekommen in der krachend-oberbayerischen Idylle der Gemeinde Wallgau. Sie sagt: „Mein Leben dreht sich halt nicht mehr um Biathlon.“ Schließlich hat sie jetzt auch Besseres zu tun: Freude aufs Baby.
Wobei die ersten fünf Monate der Schwangerschaft alles andere als eine Freude waren: „Mir ist es schon sehr schlecht gegangen. Manche Frauen haben ja gar keine Probleme, aber bei mir war es schon heftig. Ich hatte auch gar keinen Hunger. Als Sportler habe ich mehr gegessen.“ Freund Seppi hat ihr beigestanden, „so gut er halt konnte. Aber Männer sind relativ hilflos, wenn die Frau über der Schüssel hängt.“ Erst seit zwei Wochen geht es ihr wieder besser. Zeit, sich allmählich um die Einrichtung des Kinderzimmers zu kümmern.
Tochter oder Sohn? Das wollen die künftigen Eltern noch nicht wissen. Sportler darf das Kind aber durchaus werden, sagt Neuner: „Von mir aus gern. Egal, ob Biathlon, Ski oder Eishockey. Meine Eltern haben mich auch alles machen lassen.“ Auch um den DSV-Nachwuchs macht sie sich wenig Sorgen: „Jetzt machen sich andere einen Namen. Das ist schon schön zum Zuschauen. Für die Frauen-Staffel müsste bei Olympia schon eine Medaille drin sein.“
Sie selbst wird in Sotschi fürs Fernsehen arbeiten, für ARD und Sky: „Nicht direkt als Expertin, sondern für Hintergrundgeschichten aus Sotschi oder dem Olympischen Dorf.“ Und das obwohl sie zunächst so ihre Zweifel an den russischen Gastgebern hatte: „Ich habe mich schon gefragt: Soll ich das überhaupt unterstützen? Ich fahre da schon mit gemischten Gefühlen hin.“ A
ußerdem im Gepäck: die offizielle DSV-Bommelmütze, in Weiß für die Frauen, in Schwarz für Männer, designt by Magdalena Neuner. „Das war gar nicht so einfach“, erzählt sie vom kreativen Prozess auf dem heimischen Sofa, „ich wollte ja was Einfaches, nix Überkanditeltes.“ Logisch, dass sie auch dabei ins Schwarze getroffen hat, ohne Fehler und Strafrunde.
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