Ausweg gesucht!
MÜNCHEN - Zu wenig Zuschauer, zu großes Minus: War das 46. Sechstagerennen in München auch das letzte? Bis zum Jahresende soll diese Frage beantwortet werden. Viele Möglichkeiten gibt es nicht (mehr)
Am Ende kam beim Sechstagerennen Galgenhumor auf, sogar bei den Fahrern. Franco Marvulli (31), der Schweizer, kündigte an, er werde in Unterhosen fahren, wenn die Olympiahalle voll würde. Er konnte sich das sparen. Das Publikumsinteresse war erschütternd gering. Das Fazit der 46. Münchner Sixdays fällt bitter aus. „Wir haben unser Ziel deutlich nicht erreicht“, sagt Veranstalter Klaus Cyron von der S&K Marketingberatung GmbH. „Statt angestrebter 64000 Zuschauer werden es wohl am Ende nicht mehr als 52 000 sein.“ Rund 8000 weniger als im Vorjahr. Es herrscht Ratlosigkeit. „Wir haben fast alle Anregungen, die in den vergangenen Jahren an uns herangetragen wurden, berücksichtigt“, sagt Cyron. Eine Lösung für das Problem Sixdays hat er nicht gefunden. Der Radsport steckt nach den Doping-Skandalen in der Krise. Die Münchner Sixdays haben in den letzten drei Jahren insgesamt über 300000 Euro Verlust eingefahren. Das endgültige Ende der Traditionsveranstaltung? „Wir sind bemüht, einen anderen Weg zu finden“, sagt Cyron. Auch Olympiapark-Boss Ralph Huber will an einer Lösung mitarbeiten und „bis Jahresende eine Entscheidung verkünden“. Zur Wahl stehen – neben der ersatzlosen Streichung – drei Möglichkeiten.
Alles anders machen Veranstalter S&K erwägt eine komplette Neuausrichtung der Radveranstaltung im Olympiapark. Cyron: „So manche Sportart war in der Krise und hat sich mit Erfolg einer umfangreichen Konzeptänderung unterzogen.“ Denkbar wäre eine verkürzte Version in nur zwei oder drei Tagen oder ein neuer Wettbewerbsmodus – weg von den Jagden, hin zu einer Meisterschaft mit mehreren Disziplinen. [
Veranstalter wechseln Die Agentur S&K könnte sich zurückziehen, diese Vertragsoption besteht. Olympiapark-Chef Huber ist darauf eingestellt. Er sagt über das Sechstagerennen: „Es ist neben ,Holiday on ice’ die traditionsreichste Veranstaltung im Olympiapark. Wenn S&K nicht mehr will, werden wir einen neuen Veranstalter suchen."
Auszug aus der Olympiahalle Sigi Renz (71), der als Sportlicher Leiter aufhört, sagt: „Ich lasse das Sechstagerennen nicht sterben.“ Sein Notplan: Er würde es als Veranstalter an anderer Stelle austragen. Renz zur AZ: „Ich habe mir bereits die Bahnmaße geben lassen und schaue mich in München nach einer neuen, kleineren Möglichkeit um.“ Dazu bräuchte er Geldgeber. Renz: „Ich kenne viele Leute und habe schon mit einigen Gespräche aufgenommen.“
Joscha Thieringer
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