Auftakt in Sölden: Solo für Maria

Maria Höfl-Riesch sticht beim Weltcup-Auftakt auf dem Rettenbachferner aus der Masse heraus – und ist in Sölden beste Deutsche.
von  Thomas Becker
Immerhin Rang elf in Sölden: Maria Höfl-Riesch.
Immerhin Rang elf in Sölden: Maria Höfl-Riesch.

Maria Höfl-Riesch sticht aus der Weltcup-Masse heraus – und ist in Sölden beste Deutsche.

Gatte Markus und Papa Sigi waren diesmal nicht dabei, aber Mama Monika kam natürlich noch vorbei, und die Freunde vom Fanclub sowieso. Neue Skijacken haben sie alle, mit dem Schneeleoparden-Logo auf dem Rücken. Passte prima zur Einweihung des noblen Bogner-Shops in der Ortsmitte von Sölden, wo Maria Höfl-Riesch nach getaner Tat den geneigten Freunden des Skilaufs ihre eigene Modelinie zeigte. Zwei Stunden zuvor hatte sie 1300 Höhenmeter weiter oben beim Saisonauftakt-Sieg von Tina Maze mal wieder die deutsche Fahne hochgehalten: „Ich als Elfte beste Deutsche: Das ist schon ein bisschen mau“, kommentierte sie das magere Teamergebnis des DSV.
Wohl wahr: Zwar überraschten Susanne Weinbuchner aus Lenggries bei ihrem Weltcup-Debüt mit Rang zwölf und Simona Hoesl mit Rang 13 (allerdings nur nach dem ersten Durchgang), doch Riesenslalom-Gesamtsiegerin Viktoria Rebensburg, in den vergangenen Jahren am Söldener Rettenbachferner stets auf dem Podest, schied nach Platz drei im ersten Durchgang aus. Die Tegernseerin befand sich dabei jedoch mit Branchengrößen wie Lindsey Vonn, Tessa Worley, Julia Mancuso, Lara Gut und auch der Germeringerin Lena Dürr in guter Gesellschaft. „Ziemlich sauer“ war die Olympiasiegerin Rebensburg: „Ich werde mich sicher noch ein bisschen ärgern. Aber ich weiß, dass ich gut Skifahren kann und in Form bin.“
DSV-Alpin-Direktor Wolfgang Maier sah das ähnlich: „Im ersten Durchgang hat die Vicky gezeigt, dass sie eine Top-Skifahrerin sein kann.“ Das magere Gesamtergebnis störte ihn weniger: „Wenn man es nackt von der Statistik betrachtet, ist es eigentlich ein schwacher Auftakt. Für die nächsten Rennen müssen wir vom Gesamtergebnis etwas zulegen können, und das werden wir auch.“
Maria Höfl-Rieschs Ärger über den verpassten Top-Ten-Platz war recht schnell verraucht. Schließlich war sie in Sölden in ihrer Karriere erst einmal unter den besten Zehn. Auf Rang sieben im ersten Durchgang war sie zurecht stolz: „Ich bin positiv überrascht. Der Wolfi Maier hat gesagt: ,Da hab’ ich dich schon viel schlechter runterfahren sehen.’“ Dass es dann bei schwierigen Pisten- und Sichtverhältnissen im zweiten Durchgang noch vier Plätze nach hinten ging, sei „sicher kein Grund zum Jubeln, aber sicher auch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken“.
Den Kopf trägt die Neu-Kitzbühelerin sowieso selbstbewusst oben. Als sich beim traditionellen Abend ihres Schokoladen-Sponsors im noblen Hotel Bergland ganz offensichtlich keiner der Gäste für die Interviews auf der Bühne interessierte und lieber lauthals rumquasselte statt zuzuhören, schnappte sich Höfl-Riesch das Mikrofon und forderte mutig: „Also, ich empfehle allen, die das hier nicht interessiert, rauszugehen. Das ist wirklich keine angenehme Atmosphäre.“ Das Gelärme der unhöflichen Gäste senkte sich zwar um kein einziges Dezibel, aber Höfl-Rieschs Ansage zeugte doch von einer gewachsenen Persönlichkeit. Auch ihr von manchen Kritikern zerpflücktes Buch „Geradeaus“ verteidigte sie tapfer: „Ich habe nur positive Resonanz bekommen.“ Die Stimmen der Spötter dringen natürlich nicht zu ihr.
Egal, Maria Höfl-Riesch macht ihr Ding, ist eine Solitärin, die aus der Masse der Rennläuferinnen heraus sticht – und hat kein Problem damit. Sie will sich an den Ergebnissen auf der Piste messen lassen. Nächste Gelegenheit: in zwei Wochen beim Slalom im finnischen Levi.

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