Arthur Abrahams letzte Chance

Zum dritten Mal trifft Abraham am Sonntag auf Robert Stieglitz. Im AZ-Interview erklärt Axel Schulz, was den Fight so besonders macht, warum der Klügere gewinnt – und was er Abraham rät
von  Matthias Kerber
Das Duell gegen Robert Stieglitz könnte Abrahams (r.) letzte Chance sein.
Das Duell gegen Robert Stieglitz könnte Abrahams (r.) letzte Chance sein. © dpa

AZ: Herr Schulz, am Samstag kommt es zur dritten Auflage der Box-Fehde zwischen Arthur Abraham und Robert Stieglitz. Bisher steht es in diesem Prestigeduell 1:1!

AXEL SCHULZ: Ich finde das einfach geil! Solche Kämpfe, solche Fehden müsste es viel öfter geben. In Deutschland sagt man ja immer: Warum müssen zwei Deutsche gegeneinander antreten? Ich sage nicht nur, warum sollten sie nicht, ich sage, es ist gut für den Boxsport hier. In Amerika kräht kein Hahn danach, wenn sich zwei Amis gegenüberstehen. Hier tun alle, als wäre das ein Drama. Das Gegenteil ist der Fall, so ein Fight sorgt für Feuer, für Gesprächsstoff. Mehr davon!

Wer gewinnt?

Vor dem ersten Kampf hätte ich mein gesamtes Vermögen darauf verwettet, dass Arthur nicht nach Punkten gewinnen kann, sondern nur durch K.o. Bin ich froh, dass mir keiner die Wette angeboten hat, dann wäre ich jetzt ärmer als ’ne Kirchenmaus. Ich kann nicht sagen, wer gewinnt. Wir haben die Konstellation, dass in einem Fight der eine der Kluge und der andere der Dumme war – und im Rückkampf die Rollen vertauscht waren. Da war der Kluge plötzlich der Dumme, der alles falsch gemacht hat, und der einstmals Dumme hat superklug gekämpft. Mal sehen, wer am Samstag klüger ist.

Es ist nicht nur ein Duell der Boxer, sondern auch der Coaches. Trainerfuchs Uli Wegner in Abrahams Ecke wurde von Dirk Dzemkis Taktik im zweiten Kampf überrascht.

Ich sehe das nicht ganz so. Für Robert ist Dirk entscheidend, keine Frage. Aber Uli ist bei Arthur nicht ausschlaggebend.

Das müssen Sie näher erklären!

Arthur ist irgendwo untrainierbar, der macht einfach, was er will. Da kann Uli in der Ecke noch so rumbrüllen, Arthur macht den Stiefel, den er sich einbildet. Deswegen hat er ja auch den zweiten Fight verloren. Er hat Robert nicht ernstgenommen, sich gedacht, der kann mir eh nichts. Aber Robert hat dank Dirk aus den Fehlern aus dem ersten Kampf gelernt, als Robert dachte, mit Abraham mitknüppeln zu können. Dirk hat die Strategie entwickelt, dass im zweiten Kampf Robert direkt an den Mann rangeht und auf alles schlägt, was sich bewegt. Arthur weiß in der Nahdistanz nicht zu boxen. Robert ist ein solider Boxer, aber erst Dirk macht ihn gut.

So gut, dass Abraham im Rückkampf vollkommen entnervt war, sogar innerlich aufgegeben hat, da sah man kein Kämpferherz.

So muss man das sehen. Das war für mich ganz sicher nicht der gleiche Abraham, der im Kampf gegen Edison Miranda mit einem doppelten Kieferbruch weitergekämpft hat, der sich für den Sport geopfert hat. Im zweiten Stieglitz-Kampf hat er – so sah es aus – innerlich aufgegeben. Mir haben auch die Aussagen danach nicht gefallen, als er die Niederlage als Betriebsunfall abgetan hat. Das war es nicht. Er wurde nicht von einem Glückstreffer ausgeknockt, sondern ihm wurden Runde für Runde die Grenzen aufgezeigt. Er war überheblich. Ich denke, das ist Arthurs letzte Chance, wenn er verliert, dann war es das auf der großen internationalen Ebene. Er hat viel von seinem früheren Mythos aufgebraucht. Noch eine Niederlage, dann ist davon nichts mehr da. Dann kann er noch Geld verdienen, aber als Boxer für große Fights ist er durch.

Sagt der Axel Schulz, der sein Karriere-Ende selber nicht wahrhaben wollte und noch ein desaströses Box-Comeback versuchte.

(lacht) Das ist eben der Rat von einem echten Fachmann, der gelernt hat, wann es vorbei ist.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.