Arrivederci, Kimi!
Kurz vor Ende der Formel 1-Saison nimmt das Fahrer-Karussell Schwung auf. Alonso wechselt zu Ferrari und verdrängt Räikkönen, der zurück zu McLaren geht. Und Rosberg muss wohl zu Brawn.
SINGAPUR Mit Italienern kann Fernando Alonso gut. Mit Flavio Briatore etwa, dem Ex-Teamchef von Renault, unter dem Alonso 2005 und 2006 auch zweimal Weltmeister geworden war. Dem Piemontesen widmete der Spanier seinen dritten Platz beim Grand Prix von Singapur, was ihm bei den Tifosi viel Sympathie einbrachte. Und bald wird Alonso zwischen Brenner und Sizilien noch beliebter sein. Denn 2010 fährt er für Ferrari.
Alonso wird ein Roter. Und Kimi Räikkönen fährt wieder in Silber!
Das Engagement bei Ferrari wollen die Scuderia und der Spanier am Donnerstag bekannt geben, doch der Flirt von Ferrari mit Alonso ist längst ein offenes Geheimnis. Nachdem Alonso nach seinem dritten Platz von Singapur erklärt hatte, die Entscheidung über seine Zukunft sei gefallen, bestätigte auch Renault-Interims-Teamchef Jean-Francois Caubet nun den Abgang: „Ich glaube, Fernando wird Renault vermissen, und Renault wird Fernando vermissen“, sagte der Franzose.
Eigentlich wollte Ferrari erst 2011 Alonso verpflichten, doch offensichtlich machte die größte spanische Bank „Banco Santander“ als neuer Scuderia-Sponsor schon ordentlich Druck, Alonso eher nach Maranello zu holen.
Alonso soll 2010 dann mit Felipe Massa das neue Traumpaar bilden, der Brasilianer erholt sich derzeit noch von den Folgen seines Unfalls Ende Juli in Budapest. Giancarlo Fisichella, Massas Vertreter, wird dann wieder zum Ersatzfahrer degradiert.
Und auch sonst sorgt die Personalie Alonso für muntere Wechselspielchen in der Formel 1.
Denn Kimi Räikkönen, für den bei Ferrari kein Platz mehr ist, wird dann zu Mc-Laren zurückgehen, jenes Team, für das er bereits von 2002 bis 2006 fuhr. Dort wird er seinen farblosen Landsmann Heikki Kovalainen ablösen. Räikkönen hat zwar noch bis Ende 2010 Vertrag bei Ferrari, bezahlt wird die Abfindung von der erwähnten Banco Santander. Denn die sponsert auch McLaren.
Bei McLaren-Mercedes soll der Finne dem noch amtierenden Weltmeister Lewis Hamilton Druck machen, beide sollen das Team zu alter Stärke zurückführen.
Was aber auch das Ende aller Silberträume für Nico Rosberg bedeutet. Der Wiesbadener hatte auf einen Platz im McLaren-Cockpit gehofft, nun wird es für den Williams-Piloten wohl auf ein Engagement bei Brawn-GP hinauslaufen, dem Rennstall, der mit Jenson Button wohl den kommenden Weltmeister stellt und auch den Konstrukteurs-Titel gewinnen wird.
Auf den ersten Blick keine schlechte Lösung für Rosberg, den Rubens Barrichello in einem Tauschgeschäft bei Williams beerben wird.
Doch das Honda-Nachfolgeteam, 2009 durch die Entscheidung begünstigt, mit illegalem Diffusor fahren zu dürfen, profitierte von der Anschubfinanzierung (150 Mio Euro) durch Honda, die am Saisonende aufgebraucht sein wird. Das Team wird sich deshalb nach seinen Sensationserfolgen (acht Siege bisher) 2009 im kommenden Jahr wohl ungleich schwerer tun. Timo Glock dagegen weiß noch gar nicht, wo er 2010 fahren wird, trotz Platz zwei in Singapur hat Toyota die Option auf Vertragsverlängerung nicht gezogen. Auf „Sport-Bild“-online sagte Glock: „Ich muss mich jetzt umschauen.“
Bei Ferrari jedenfalls bedeutet die Verpflichtung Alonsos auch, dass ein Comeback von Michael Schumacher aussichtlos ist. „Michael weiß, dass Alonso ganz schwer zu knacken ist“, sagte McLaren-Mercedes-Teamchef Martin Whitmarsh, und er weiß auch, dass Fernando 13 Jahre jünger ist. Das wird er sich nicht antun.“
Peter Hesseler