"Anna ist glücklich, immer fröhlich"
Hier spricht die Mutter von Paralympics-Star Anna Schaffelhuber (21): So tickt die Gold-Sammlerin - ihre Leidenschaft, ihre Hobbys, ihr Schicksal.
Frau Schaffelhuber, verraten Sie uns das Erfolgsrezept Ihrer Tochter?
BEATE SCHAFFELHUBER: Ganz einfach: Freude! Freude am Skifahren! Und deswegen hat sie auch im Sommer wahnsinnig intensiv trainiert, immer das große Ziel Paralympics vor Augen.
Zwei Wettbewerbe, zwei Goldmedaillen, in der Kombination führt Anna vor dem Super-G am Mittwoch ebenfalls. Zweifellos der Höhepunkt ihrer Karriere – aber wie hat die eigentlich begonnen?
Anna war fünf Jahre alt, sie hat im Kaunertal gemeinsam mit anderen körperbehinderten Kindern an einem Skikurs teilgenommen. Zum ersten Mal in den Bergen, das hat sie sehr beeindruckt. Weil sie so begeistert war, sind wir dann sehr viel privat Skifahren gegangen. Neun Jahre später hat sie ihren ersten Monoski-Lehrgang gemacht und wurde in den Juniorenkader aufgenommen. Dann ist alles seinen Weg gegangen.
Der erste wirklich große Auftritt folgte mit 17 – und Bronze im Super-G bei den Paralympics in Vancouver.
Was war das für ein unvergessliches Erlebnis! Wir sind mit der gesamten Familie kurzfristig nach Kanada geflogen – Gott sei Dank! Diese Medaille war eine unglaublich schöne Überraschung.
Und jetzt der Riesenerfolg in Sotschi, überrascht Sie das auch?
Also ehrlich gesagt: nicht besonders. Wir erleben schließlich, wie viel sie für den Sport investiert, wie intensiv sie trainiert. Dass sie von früh bis spät auf der Piste ist. Sie ruht sich nie aus, sie will immer etwas verbessern. Sie ist schon eine Perfektionistin. Und das alles zahlt sich nun aus.
Klingt nach einem Fulltime-Job. Dabei studiert Anna nebenbei auch noch Jura an der LMU. Wie funktioniert das?
In der Uni ist sie wie beim Sport: Sie gibt immer alles. Obwohl sie oft wochenlang nicht da ist, ist sie auf dem gleichen Level wie ihre Kommilitonen, die im Herbst 2011 mit ihr zusammen angefangen haben.
Dabei ist Jura ein anspruchsvoller Studiengang.
Das was Anna im Winter nicht schafft, holt sie dann im Sommer nach. Das bedeutet für dieses Jahr, dass sie praktisch zwei Semester in der Zeit von einem macht. Aber daran hat sie sich schon gewöhnt, schließlich ist sie seit der sechsten Klasse viel unterwegs.
Bleibt da überhaupt noch Zeit für Hobbys – oder Zeit zum Relaxen?
Ja, schon. Und das ist Anna sehr wichtig. Sie geht Schwimmen, Reiten, liest, oder entspannt einfach bei der Familie. Darüber Freude wir uns dann natürlich am meisten.
Der Terminplan dürfte allerdings nach Sotschi noch deutlich enger werden. Ihre Tochter ist mit 21 Jahren zum Gesicht einer neuen Generation von Behindertensportlern geworden und sehr gefragt.
Ich glaube, sie hat da nichts dagegen. Anna ist glücklich, das sieht man, das strahlt sie aus. Und das ist für uns, was zählt.
Anna ist seit ihrer Geburt querschnittsgelähmt. Hat sie sich eigentlich nie beklagt?
Ich hatte erwartet, dass das passiert. Spätestens zur Pubertät. Aber es kam nie etwas! Im Gegenteil, es gibt eigentlich keinen Tag, an dem sie nicht fröhlich ist!